Afrojazz-Star Manu Dibango gestorben

Weltbürger am Saxofon

06:56 Minuten
Der kamerunische Jazz-Saxophonist Manu Dibango tritt 1985 am Jazzfestival in Montreux, Schweiz, auf. |
Manu Dibango sang den ersten Disco-Hit der Musikgeschichte. Heute verstarb er in Frankreich. © KEYSTONE
Thorsten Bednarz im Gespräch mit Andrea Gerk · 24.03.2020
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Der Afrojazz-Star Manu Dibango ist mit 86 Jahren an den Folgen einer Coronainfektion gestorben. Der Saxofonist kam 1972 mit seinem ikonischen Lied "Soul Makossa" wie ein Gewitter über die Musikszene. Sein Einfluss geht weit über den Jazz hinaus.
Im Jahr 1972 hat Manu Dibango den Song veröffentlicht, mit dem er weltbekannt wurde und der immer mit seinem Namen assoziiert bleiben wird: "Soul Makossa".
"Es ist das Stück von ihm, dass jeder mal irgendwann irgendwo gehört hat." Der Song gelte als erstes Disco-Stück der Musikgeschichte, sagt der Musikjournalist Thorsten Bednarz. Allerdings sollte man Dibango, der am heutigen 24. März in einem französischen Krankenhaus mit 86 Jahren gestorben ist, nicht auf das eine Lied reduzieren. "Er hat dem Jazz ganz wichtige Aspekte hinzugefügt, seine Arbeit mit dem amerikanischen Produzenten Bill Laswell setzte Maßstäbe in der elektronischen Dance Music und er hat es mit seiner Musik auch immer wieder geschafft, daran zu erinnern, wieviel die westliche Popmusik der Musik vom afrikanischen Kontinent verdankt."

Aus beiden Welten

Bednarz vermutet, Dibango habe sich eher als Weltbürger gesehen denn als afrikanischer Aktivist: "Er hat immer das Beste aus beiden Welten aufgegriffen und niemals aufgerechnet, was kommt von wo", sagt Bednarz. Wohl auch wegen dieser Haltung sei er 2004 von der Unesco als "Künstler für den Frieden" ausgezeichnet worden.
Was wird musikalisch von ihm bleiben? Sein "ungemein funky" Saxofon-Spiel und seine prägnante, tiefe Stimme, vermutet Bednarz, "aber auch seine unglaubliche musikalische Vielfalt vom Jazz über Funk und Soul bis hin zum Reggae, den er ebenfalls in Afrika populär gemacht hat".
Er habe die afrikanische Musikszene auch auf eine alles andere als musikalische Weise befruchtet, sagt Bednarz. In Afrika sei es vielerorts nicht üblich gewesen, den Komponisten Tantiemen zu zahlen. Das habe Manu Dibango als Erstes in Kamerun durchgesetzt, als er Vorsitzender der nationalen Musikervereinigung war. Und er habe vielen Musiker gezeigt, dass sie auch im Westen erfolgreich sein könnten, ohne ihre afrikanische Herkunft zu verleugnen.
(mfu)
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