Welt-Yoga-Tag

Auf der Suche nach innerem Frieden

Ein indischer Mann mit weißem Schnurrbart praktiziert Yoga in einem Schwimmbecken.
Ein indischer Mann mit weißem Schnurrbart praktiziert Yoga in einem Schwimmbecken. © imago/Hindustan Times
Von Bernd Musch-Borowska, ARD-Studio Neu Delhi · 21.06.2017
Am heutigen Internationalen Yoga-Tag will Indien auf sich aufmerksam machen als Ursprungsland des Yoga. Dazu gibt es ein Massenevent mit dem indischen Premierminister Modi. Doch nicht alle Inder finden den Yoga-Hype gut. Die Muslime im Land lehnen den Sonnengruß ab.
Seit Wochen laufen in Indien die Vorbereitungen für die wohl größte Massenyoga-Veranstaltung der Welt.
Der Weltyogatag war im Dezember 2014 auf Initiative des indischen Premierministers Narendra Modi von den Vereinten Nationen auf den 21. Juni festgelegt worden. Mit seiner nationalistischen Hindu-Partei BJP will Modi den Hinduismus in seinem Land stärken und der Welt zugleich Indien als Ursprungsland des Yoga in Erinnerung rufen.
"In den gesamten Vereinten Nationen wird der internationale Yoga-Tag gefeiert. Aber ich glaube, dass wir heute, am 21. Juni, nicht nur einen Tag feiern, sondern den Beginn einer neuen Ära von Frieden und Harmonie."
B.K.S. Iyengar, einer der bekanntesten Yoga-Lehrer Indiens, der im August 2014 im Alter von fast 96 Jahren gestorben war, hatte in einem seiner letzten Interviews die Bedeutung des Yoga für Indien herausgestellt.
"Als Mahatma Ghandi für die Unabhängigkeit Indiens kämpfte, folgte er den zwei der Grundprinzipien des Yoga: Gewaltlosigkeit und Wahrheit. Und er hat es geschafft. Man kann also sagen, dass wir die Unabhängigkeit Indiens auf der Grundlage der Yoga-Philosophie erlangt haben."

Tausende praktizieren Yoga in Parks

In den öffentlichen Parks in Delhi, wie an vielen anderen Orten in Indien, praktizieren jeden Tag Tausende Menschen Yoga. Männer und Frauen jeden Alters und aus allen Gesellschaftsschichten, wie Rashmi, die von Beruf Lehrerin ist.
"Yoga, das ist für mich eine Lebensweise, ich finde durch Yoga meinen inneren Frieden. Wenn dein OM laut vibriert und du die richtigen Atemübungen machst, dann findest du eine Balance zwischen deinem Körper, deinem Verstand und deiner Seele. Und diese Balance, das ist der innere Frieden."
Indiens Premierminister Narendra Modi (Mitte, helle Kleidung) nimmt am Internationalen Yogatag an einem Massenyoga-Training in Chandigarh teil.
Indiens Premierminister Narendra Modi (Mitte, helle Kleidung) nimmt am Internationalen Yogatag an einem Massenyoga-Training in Chandigarh teil.© picture-alliance/ dpa
Die besondere Stellung, die Yoga und andere hinduistische Traditionen in Indien zu teil wurde, seit Premierminister Modi sein Amt angetreten hat, trifft nicht bei allen auf Zustimmung. Vor allem die Muslime in Indien fühlen sich dadurch diskriminiert, obwohl auch viele Muslime Yoga praktizieren.
Zafarul Islam Khan, einer der einflussreichsten islamischen Gelehrten des Landes:
"Wir haben nichts gegen Yoga an sich. Aber wir lehnen den religiösen Teil ab. Vor allem Suria Namaskar, den Sonnengruß. Dadurch wird die Sonne angebetet, wir beten aber nur zu Gott. Aber Yoga ohne religiösen Bezug ist okay."
Auch in Deutschland ist Yoga längst kein Trend mehr, sondern eine Massenbewegung. Nach einer repräsentativen Umfrage des Berufsverbandes der Yogalehrenden in Deutschland (BDY) praktizieren knapp 16 Millionen Menschen in Deutschland aktuell Yoga oder sind daran interessiert, in absehbarer Zeit damit zu beginnen.
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