Weitgehend gescheitert

Von Abdul-Ahmad Rashid · 17.05.2006
Ende der Neunziger setzte auf dem deutschen Zeitschriftenmarkt ein Boom von Magazinen ein, die auf Deutsch über türkisches Leben in Deutschland berichteten. Doch Zeitschriften wie "Hayat", "Etap" oder "Türkis" fanden nicht genügend Käufer und mussten ihr Erscheinen bald wieder einstellen. Das Blatt "zenith - Zeitschrift für den Orient" gibt es aber noch.
Ende der 1990er Jahre setzte auf dem deutschen Zeitschriftenmarkt ein regelrechter Boom von Zeitschriften ein, die auf Deutsch über türkisches Leben in Deutschland berichten wollten. Junge, in Deutschland aufgewachsene Türken hatten die Absicht, somit das klischeehafte Bild zurechtzurücken, das die deutschen Medien oft über ihre Landsleute und andere hier lebende Ausländer verbreiteten. Zudem wollten sie Themen wie die doppelte Staatsbürgerschaft oder den Alltag junger Türken einmal aus eigener Sicht darstellen. Bislang hatten diesen Platz nur die deutschen Journalisten eingenommen.

Den Anfang machte die Zeitschrift "Hayat", auf Deutsch "Leben". Im April 1998 erschien sie mit einer Auflage von 20.000 Exemplaren zum ersten Mal, von da an alle zwei Monate, und das bundesweit. Die Themenpalette reichte von Politik über Unterhaltung bis hin zu Kultur und Sport. Inhaltlich orientierte sich das in Art eines Lifestyle-Magazins gehaltene Blatt am türkischen Geschmack und berichtete fast ausschließlich über Themen, die das Interesse der türkischen Community in Deutschland erregen sollten. Ähnliches galt auch für die Zeitschrift "Türkis", die kurze Zeit später auf den Markt kam, allerdings nur auf das Ruhrgebiet beschränkt.

Und im Oktober 1998 folgte dann die Zeitschrift "Etap", auf Deutsch "Etappe", die im großen Stil und mit erheblichem Medienrummel startete: 200.000 Exemplare der ersten Ausgabe wurden kostenlos an türkische Haushalte in Deutschland verteilt. Das 80 Seiten dicke Hochglanzmagazin wollte im modernen Layout mit klaren Linien und großen Fotos die zweite und dritte Generation der Deutschtürken ansprechen: Mit Verbrauchertipps, Mode und Rezepten, Rätseln, Horoskopen und Musik, aber auch durch Themen aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, immer bezogen auf die türkische Gemeinde in Deutschland.

Die Finanzierung sicherten sich alle drei Zeitschriften durch potente Geldgeber. Diese hofften, durch die Schaltung von Anzeigen, an ein bislang ungenutztes Kundenpotenzial zu gelangen. Doch dies erwies sich als Trugschluss: Als die Magazine nicht die erhoffte Käuferresonanz fanden, wurde der Geldhahn kurzerhand abgedreht. Die Zeitschrift "Etap", die sich am längsten gehalten hatte, erschien zum letzten Male im Mai 2000 – anderthalb Jahre nach Erscheinen der ersten Ausgabe. Auf ein neues Magazin in dieser Art wartet man seitdem vergebens. Bei der Vielzahl an Zeitschriften, die in Deutschland regelmäßig erscheinen, eine enttäuschende Tatsache.

Ein Gegenbeispiel ist die Zeitschrift "zenith - Zeitschrift für den Orient". Das Feuilletongespräch zum Thema mit dem Mitherausgeber und Redakteur von "zenith", Daniel Gerlach, können Sie für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Player hören.