Weiblicher Bodyguard

Von Maicke Mackerodt · 25.07.2005
Birgit Hartmannsberger ist eine von weniger als zehn Frauen in Deutschland, die als Bodyguard arbeiten. In ihrem Job hat sich die 39-Jährige auf die Betreuung von VIPs spezialisiert. Spektakuläre Actionszenen á la Kevin Costner aber sind eher selten.
Birgit Hartmannsberger: "Solche Künstler wie Henry Maske brauchen offiziell keinen Personenschutz, ich denk, er kann sich alleine schützen, sie brauchen diesen Personenschutz in dem Sinne, dass vor den Fans, dass sie auch mal in Ruhe essen können und auch mal Spaß haben können, dass nicht andauernd jemand kommt und möchte Autogramm haben. "

" Das ist meine Waffe, die P7 von Heckler & Koch. "

"Da war ich mit Schönheitschirurg unterwegs, wir waren Essen und da wurde auch ihn geschossen. Ich hab mich auf meine Schutzperson mit dem Stuhl drauf geschmissen und ich hatte Bodyguards dabei, die Wagen geholt haben, das Umfeld abgesichert haben, es ist Sekundensache. Der erste Schuss ging daneben, da haben wir echt Glück gehabt. "

Auf den ersten Blick scheint es seltsam, dass diese langbeinige Frau im edlen Hosenanzug und mit der blonden Löwenmähne eine der besten Bodyguards Deutschlands ist. Die gebürtige Frankfurterin wirkt mit ihren 63 Kilo und einer Größe von 1, 74 Meter eher wie ein Fliegengewicht - wenn da nicht der feste Händedruck und der prüfende Blick aus den blauen Augen wären. Birgit Hartmannsberger, die in Kollegenkreisen nur "Biggi" genannt wird, ist spezialisiert auf die Betreuung von VIPs. Seit zehn Jahren beschützt sie einen arabischen Scheich, wenn er mit seinem Clan zum Shoppen nach Europa kommt. Oder sie schützt Prominente wie Henry Maske, Nena, Axel Schulz oder Heino vor zudringlichen Fans.

Hartmannsberger: "Mein letztes Mittel ist die Waffe einzusetzen. Ich hab zwar Fliegengewicht, aber ich hab das gewisse know how, um auch Mann von Boden abheben zu lassen: Das finde ich toll und das gibt mir Stärke und auch gewisse Macht Mann gegenüber. "

Das funktioniert nicht immer. Am Oberarm trägt sie eine Narbe. Das Überbleibsel eines Einsatzes, bei dem sie in einen Bandenkrieg geriet und mit dem Messer verletzt wurde. Zu ihrem ungewöhnlichen Beruf kam die ehemalige Steuerfachgehilfin eher zufällig, als sie nebenher in einer Kölner Diskothek an der Theke jobbte und sich über die Türsteher ärgerte die so schnell zugeschlagen, wenn jemand betrunken war:

Hartmannsberger: "Dann habe ich zwei, drei mal versucht zu schlichten, habe das sehr gut gekonnt und hab dann zu mir gesagt, was die können, kann ich auch - und dann habe ich als Türsteherin angefangen. "

Und wenig später wechselte sie ins neue Fach. Neun Monate ließ sie sich an einer privaten Sicherheitsschule ausbilden. Den Umgang mit der Waffe trainierte sie bei einem Weltmeister für Schnelligkeitsschießen

Hartmannsberger: "Ich hatte ziemlich Angst, die Waffe in die Hand zu nehmen, aber dann hat mein Lehrer gesagt: Die Waffe muss immer Teil von dir sein und mittlerweile ist sie Teil von mir. "

1999 machte sie sich in Bad Breisig bei Koblenz selbständig. Zum Team der 40-Jährigen gehören sechs Männer. Außerdem ist sie bundesweit mit 30 männlichen Kollegen vernetzt. Die sind wichtig, denn große Einsätze kann sie nicht alleine bewältigen. Sie übernimmt Detektivaufträge und brachte ein entführtes Kind zur Mutter zurück. Denn es hat Vorteile, dass man ihr als Frau nicht so viel zutraut, sodass sie in viele Rollen schlüpfen kann:

Hartmannsberger: "Ich kann Ehefrau spielen, Haushälterin spielen, das Kindermädchen, Putzfrau, als Sekretärin habe ich Kostüm an und meine Brille auf, und bin an der Seite des Herren. Andersrum kann ich auch als Geliebte gehen, wo ich Händchen, Händchen gehe, wo es auch nicht auffällt. Das ist guter Vorteil, den ich habe. "

Trotzdem ist fit sein das Wichtigste. Das bedeutet: tägliche Waldläufe, Thaiboxen, Krafttraining. Die Einsätze der ausgebildeten Rettungshelferin sind nicht billig. Unter 300 Euro am Tag läuft gar nichts. Und Prominente, die sie buchen wollen, um eine Show abzuziehen, lässt sie abblitzen.

Hartmannsberger: "Am Anfang, wie ich Heino hatte, war ich ein bisschen skeptisch, Oooh Heino, ist nicht meine Musikrichtung, mittlerweile höre ich sie gerne Viele Fans verstehen das nicht, dass Heino, Axel Schulz oder Henri Maske auch ein Privatleben haben. "

"Wenn ich mit meinen Freunden weggehe, dann finden meine Freundinnen das immer ganz toll, wenn ich an ihrer Seite bin. "