Wasserschaden im Archiv der Wiener Dommusik

Verlust von Kulturerbe

Notenbaltt von Wolfgang Amadeus Mozart
Notenblatt mit einer Komposition von Wolfgang Amadeus Mozart. Im Wiener Curhaus wurden viele alte Notenblätter durch einen Wasserschaden beschädigt. © imago stock&people
21.07.2018
Mit das Schlimmste, das im Archiv passieren kann: Wasser zerstört wertvolle Handschriften. Im Wiener Curhaus hat im dortigen Archiv der Wiener Dommusik ein lange tropfender Wasserhahn rund 350 Musikstücke teilweise zerstört. Domkapellmeister Markus Landerer hat den Schaden entdeckt.
Den Wasserschaden habe er rein zufällig entdeckt, sagt Domkapellmeister Markus Landerer. Auf der Suche nach einem historischen Stück habe er einen Raum betreten und habe schon auf dem Weg dorthin zunehmend Wasser auf dem Boden gesehen. "Und als ich dann den Raum der historischen Musikalien betrete, stehe ich drei Zentimeter im Wasser!"

1945 verbrannte schon ein Großteil des Notenarchivs

Nach einer Schrecksekunde habe er festgestellt, dass vor allem die Musikalien, die in den Regalen ganz unten standen, am meisten betroffen waren. "Und zwar eklatant betroffen, also durchnässt, aufgeweicht und aufgequollen", so Landerer weiter. Er habe dann mit ein paar Helfern versucht, so schnell wie möglich diese herauszubringen und in trockene Räume zu verlegen, um diese Blätter dann dort zum Trocknen auflegen zu können.
"Es sind 350 Stücke betroffen, das bedeutet natürlich das ganze Aufführungsmaterial, so dass da schon einige Tausend Seiten zusammenkommen." Die Wiener Dommusik sei eine Institution, die es seit vielen hundert Jahren gibt. Als 1945 beim Brand des Stephansdoms das Feuer übersprang, sei der Großteil des Notenarchivs der Wiener Dommusik verbrannt.

Ein lebendiger Musikbetrieb und ein lebendiges Archiv

"Das, was übrig geblieben ist, sind die letzten Verbindungen, die wir mit den Musikerinnen und Musikern haben, die hier in den Jahrhunderten vor uns gewirkt haben. Es sind sehr viele handgeschriebene Musikalien darunter, auch eine ganze Reihe von Drucken oder Erstdrucken, mit denen hier musiziert wurde und die es zum Teil woanders auch nicht gibt, Stücke, die für St. Stephan entstanden sind. Deswegen ist das einerseits wegen der Bedeutung für unsere eigene Geschichte so dramatisch, aber auch weil diese Stücke als Kulturerbe dann verschwinden", sagt Landerer.
Die Wiener Dommusik sei ein lebendiger Musikbetrieb, der jeden Sonntag mit Chören und Orchesterwerken im St. Stephansdom auftrete, so dass das Archiv auch ein lebendiges Archiv sei und jeden Tag benutzt wird, erklärt Landerer. "Aber dieser kleine Bereich der historischen Musikalien hat in den letzten Jahren eher ein Schattendasein geführt und wurde erst in den letzten sieben bis acht Jahren vernünftig katalogisiert." Dass der betroffene Raum zwar gegen Feuer aber nicht ausreichend gegen Wasser geschützt gewesen sei, habe er gewusst. Aber es sei aufgrund der Logistik des Hauses nicht anders machbar gewesen. Die einzige Möglichkeit wäre eine Auslagerung gewesen, aber das habe er partout nicht gewollt. Jetzt müsse er aber darüber nachdenken.

Erste Hilfe von Restaurations-Spezialisten

Man habe schnell Kontakt mit Spezialisten wegen der Restauration aufgenommen, die auch in einer Art Erstversorgung sofort geholfen haben. Mit bestimmten Verfahren könne man sogar bei Seiten auf denen die Tinte fast vollständig weggewaschen worden sei, noch einiges retten. "Es ist eigentlich so, von dem was wir jetzt hören von den Fachleuten, dass es Anlass gibt, hoffnungsvoll zu sein."
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