Was mir heilig ist

"Der Körper ist das Gefäß des Lebens"

Die Berliner Choreografin Sasha Waltz im Mai 2017
Die Berliner Choreografin Sasha Waltz im Mai 2017 © dpa / picture alliance / Jens Kalaene
Von Sasha Waltz · 25.12.2017
Die Zeit mit ihren Kindern ist Sasha Waltz heilig. Die Energie, die im Theater entsteht. Der Berliner Choreografin ist es auch wichtig, auf den Körper und die Seele zu hören: "Dann wäre alles friedlicher und harmonischer auf der Welt."
"Bewegung. Atem. Das Meer. Blut.
Und was mir dann tatsächlich heilig ist, das ist das Leben. Das liegt dem allem zu Grunde.
Ich bin zwar evangelisch getauft und bin auch oft in der Gemeinde, aber mich interessieren eigentlich eher Rituale und gerade in meiner Arbeit gehe ich so neuen Körperriten auf die Spur.
Das Blut ist etwas, was sich fast durch meine gesamte Arbeit zieht. Also die Forschung an der Flüssigkeit. Weil das auch so ein Symbol für das eben für mich ist – dieses ewige Fließen, die Bewegung. Und wenn etwas aufhört, sich zu bewegen, dann ist es tot."

Gemeinschaft mit dem Publikum

"Was ist mir heilig? Zum Beispiel die Zeit mit meinen Kindern, die mir sehr kostbar ist. Also trotz der Arbeit, trotz allem.
Die Arbeit. Der Raum. Weil wir diese Gemeinschaft und diesen Austausch mit dem Publikum, diese Energie, die entsteht – wir atmen ja auch die gleiche Luft, in dem Moment, wir sind in diesem Moment zusammen – und ja, das ist wahnsinnig kostbar. Und da gibt es wirklich ganz bewegende Momente, das ist nicht immer so, und das macht, glaube ich, auch eine starke Aufführung aus oder eine, die uns berührt."

Der Körper ist etwas so Kostbares

"Vielleicht ist auch der Körper heilig. Weil der Körper ist dieses Gefäß des Lebens. Obwohl ich oft auch beobachte und auch an mir selber beobachte, wie ich ihn nicht genügend eigentlich als etwas Heiliges behandle, also ihn auch – obwohl ich ja am Körper und mit dem Körper arbeite – aber, wie schwierig es ist, ihn immer wieder als etwas so Kostbares anzuschauen und zu pflegen und ihm zuzuhören, was er braucht und was wichtig ist.
Also darunter krankt, denke ich auch, unsere Gesellschaft. Wenn wir stärker darauf hören würden, was der Körper fordert, spricht – und durch den Körper eben auch unsere Seele – dann wäre, glaube ich, alles wesentlich friedlicher und harmonischer auf der Welt."
(O-Ton-Collage: Lotta Wieden)
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