Was ist los bei Siemens?

Der Stellenabbau bei Siemens ist ein Versuch, einen Strich unter die Krise im Konzern zu machen. Seit Jahren häufen sich die Schwierigkeiten bei dem globalen Technologie-Unternehmen. Nach einer Korruptionsaffäre und einem umstritten Wechsel an der Konzernspitze versucht das Unternehmen nun, den Schritt zurück in die Normalität zu machen.
Bei Siemens wird gespart, 15.000 Stellen sollen wegfallen. Zwar beteuert die Unternehmensleitung, man wolle dieses Ziel ohne betriebsbedingte Kündigungen erreichen. Aber die Arbeitnehmervertretungen zeigten sich "überrascht und maßlos verärgert", da sie im Voraus nicht über die Gesamtzahl informiert worden seien. Siemens-Gesamtbetriebsratschef Lothar Adler erklärte, bei Siemens müsste "der Mensch und nicht nur die Marge im Mittelpunkt" stehen.

Die 15.000 Stellen fallen dem Sparprogramm "Siemens 2014" zum Opfer. Kurz bevor die Zahlen bekannt wurden, teilte das Unternehmen zudem mit, dass man sich von Personalchefin Brigitte Ederer trennen werde. Es hatte immer wieder geheißen, sie habe ein schwieriges Verhältnis zu den Arbeitnehmervertretern.

Was das im Endeffekt für die Mitarbeiter in Deutschland bedeutet, ist noch unklar. Allerdings gilt in Deutschland ein sogenannter Standort-Sicherungsvertrag. Außerdem gab der Konzern bekannt, dass es bereits für 7500 der betroffenen Stellen einen Interessenausgleich gebe. Für den Rest der Betroffenen stehe ein solcher Ausgleich kurz vor dem Abschluss.

Bereits im Juli hatte Siemens-Chef Peter Löscher das Feld räumen müssen, nachdem klar geworden war, dass trotz des von ihm auf den Weg gebrachten Projekts "Siemens 2014" nicht alle Ziele des Konzerns erreicht werden könnten. Seinem Abgang war die Mitteilung vorweg gegangen, Siemens werde seine erhoffte Profitmarge verpassen. Der Österreicher Löscher war nach einer Korruptionsaffäre als erster Konzernchef des Unternehmens von Außerhalb rekrutiert worden.

Der neue Vorstandschef Joe Kaeser hatte angekündigt, er wolle für Ruhe bei Siemens sorgen. Dass das funktioniert, scheint momentan eher fraglich. Nach Bekanntgabe der Stellenstreichungen sagte ein Siemens-Sprecher, man wolle jetzt die Spekulationen über Einsparungen beenden.

Überhaupt hatte es das letzte Jahr hindurch immer wieder Hiobsbotschaften für den Elektronik-Riesen gegeben. So hatte der Konzern im Bereich Solarenergie, der abgestoßen werden soll, einen Verlust von 595 Millionen Euro eingefahren.

Kurz vor der Bekanntgabe von Peter Löschers Abgang hatte außerdem eine Meldung die Runde gemacht, nach der die Bahnprojekte von Siemens sowohl in Deutschland als auch beim Eurotunnel in Schwierigkeiten sind.

Der britische Sender BBC war bereits 2010 auseinem Vertrag mit Siemens ausgestiegen, nachdem die Firma vereinbarte Ziele nicht erreicht hatte.

Ein Kommentar zur Lage des Konzerns von Brigitte Scholtes
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