Was braucht man, um Zukunftsforschung zu betreiben?

Moderation: Gisela Steinhauer · 24.11.2012
Am 28. November verleiht Bundespräsident Joachim Gauck den diesjährigen Deutschen Zukunftspreis. Die Auszeichnung geht an Forscher und Entwickler, deren Innovationen hohe wissenschaftliche Bedeutung haben und marktreif sind. Vier Teams gehen in das Rennen um die mit 250.000 Euro dotierte Auszeichnung.
"Neugierde ist ganz wesentlich, man muss etwas tun wollen, was noch nie jemand vorher getan hat", sagt Prof. Dr. Ferdi Schüth, Direktor des Max-Planck-Instituts für Kohlenforschung in Mülheim an der Ruhr. "Das hat etwas mit Entdeckergeist zu tun, mit diesem ´faustischen Element`: Erkennen, was die Welt im Innersten zusammenhält. Etwas Neues, Nützliches schaffen."

Der Chemiker sitzt in der Jury des Zukunftspreises und wurde mehrfach für seine wegweisende Forschung in der Katalysator-Technik ausgezeichnet. Mit Hilfe seiner Verfahren laufen chemische Prozesse schneller, effizienter und Ressourcen schonender. So haben er und sein Team eine Methode entwickelt, bei der Holz und Pflanzenabfälle in Zucker – und damit in Energie – umgewandelt werden können, eine zukunftsweisende Entdeckung gerade auch für die Bioenergie.

Ferdi Schüth möchte auch den Nachwuchs für die Naturwissenschaften und eine Forschungskarriere begeistern. Unter anderem mit seinen "Experimentier-Shows", bei denen er es vor 1500 bis 2000 Zuschauern "richtig krachen lässt" - mit allem, was der chemische Zauberkasten hergibt. "Es geht mir darum, die Begeisterung für die Faszination der Naturwissenschaften zu wecken."

"Jeder Forscher von Rang sollte dafür sorgen, seine Forschung in den Schulen zu verbreiten. Von großem Nachteil ist die Sortierung der Kinder im Alter von 10 Jahren nach Schulformen. Das ist eine große Verschwendung von phantastischen Begabungen", sagt Prof. Dr. Eicke Weber. Der Physiker und Materialforscher leitet das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme in Freiburg, das größte seiner Art in Europa. Zuvor lehrte er mehr als 20 Jahre an der University of California in Berkeley und ist Gründer und Präsident der "German Scholars Organisation" (GSO), einer Vereinigung von in den USA lebenden deutschen Wissenschaftlern, die sich für einen besseren Kontakt mit dem deutschen Wissenschaftsstandort stark macht. Sie setzt sich aber auch für bessere Rückkehrmöglichkeiten deutscher Forscher ein und auch dafür, die Abwanderung deutscher Topwissenschaftler zu verhindern.

Aus den USA ist er gewohnt, sich das Geld für seine Zukunftsforschung selbst zu besorgen und dafür mit der Industrie zu kooperieren: "Ich verkaufe nicht mich, sondern meinen Mittelgebern meine Idee."

Forscher sein, heißt für ihn: "Sich ein bisschen wie ein Künstler zu fühlen. Man muss diese Verrücktheit haben, diese Kreativität."

"Was braucht man, um Zukunftsforschung zu betreiben?"
Darüber diskutiert Gisela Steinhauer heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr mit Dr. Ferdi Schüth und Eicke Weber. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 00800 2254 2254 und per E-Mail unter gespraech@dradio.de.
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