Roland Jahn über den Förderverein Gedenkstätte Hohenschönhausen

"In diesem Verein willst Du nicht mehr sein"

Das Schild mit der Aufschrift "Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen" hängt in Berlin am Haupttor der Stasiopfer-Gedenkstätte in Hohenschönhausen. Dort waren zu DDR-Zeiten Untersuchungshäftlinge untergebracht. Vor 20 Jahren, am 1. Juni 1994, begann hier mit den original erhaltenen Zellen und Verhörräumen die Arbeit der Gedenkstätte.
Es rumort im Förderverein der Gedenkstätte Hohenschönhausen © dpa/Paul Zinken
Roland Jahn im Gespräch mit Gabi Wuttke · 19.10.2018
Langsam wird es einsam im Förderverein der Gedenkstätte Hohenschönhausen. Nach den Gründungsmitgliedern Wolfgang Wieland und Lukas Beckmann hat nun auch der Bundesbeauftragte für die Stasiunterlagen, Roland Jahn, hingeschmissen. Hier erklärt er, warum.
Anfang der Woche hätte der Förderverein der Gedenkstätte in Berlin-Hohenschönhausen einen neuen Anfang machen können. Doch bei den Vorstandswahlen seien nur Unterstützer des zurückgetretenen Vorsitzenden Jörg Kürschner gewählt worden, bemängeln die früheren Grünen-Bundestagsabgeordneten und Gründungsmitglieder des Fördervereins, Wolfgang Wieland und Lukas Beckmann. Sie traten zurück.

"Eine verpasste Chance, ein deutliches Zeichen zu setzen"

Jörg Kürschner schreibt für die rechte Wochenzeitung "Junge Freiheit" und war daher umstritten. Auch wurde ihm eine Nähe zur AfD vorgehalten. Der Bundesbeauftragte für die Stasiunterlagen, Roland Jahn, nennt die Vorstandswahlen denn auch "eine verpasste Chance, ein deutliches Zeichen zu setzen". Es sei in der Versammlung hauptsächlich um politische Auseinandersetzungen mit Positionen der AfD gegangen und nicht um den Hauptzweck der Stiftung: die Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur in Deutschland.
Roland Jahn, Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (BStU).
Roland Jahn, Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (BStU).© picture alliance / dpa / Jörg Carstensen

"Ich traue diesem Verein nicht mehr zu, dass er eine Basis bilden kann"

"Dass hier der antitotalitäre Konsens - bezogen auf die NS-, aber auch die SED-Diktatur - verlassen worden ist, das war für mich der Punkt, wo ich gesagt habe, in diesem Verein willst Du nicht mehr sein und ich traue diesem Verein auch nicht mehr zu, dass er eine Basis bilden kann für die Gedenkstätte Hohenschönhausen", sagt Jahn.
Der Verein habe es sich zur Aufgabe gemacht, menschenverachtende Systeme zu analysieren. "Das habe ich nicht mehr wahrgenommen", sagt der Stasi-Beauftragte. "Es wurde von Lügenpresse gesprochen. Das sind für mich Äußerungen, wo ich sage, in diesem Verein willst Du nicht mehr sein."
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