Wanderer abkassieren

Der deutsche Wald braucht eine Eintrittsgebühr!

Ausflügler spazieren am 1.5.2012 durch einen Laubwald in Magdeburg
Noch ist der Wald gebührenfrei - aber wie lange noch? © picture alliance / dpa / Jens Wolf
Eine Glosse von Klaus Nothnagel · 04.05.2018
Als Nordic Walker, Wanderer oder Hobby-Ornithologen durchstreifen sie den Wald - und verursachen dabei Schäden an Privatbesitz! Da hilft nur eins: Ein Mautsystem für den deutschen Wald muss her.
Der Wald. Der deutsche Wald. Heimat von Märchen- und Sagengestalten sowie der deutschen Holzwirtschaft. Der Wald ist, wie alles und jeder in Deutschland, auch in ein Vereinsleben integriert. "Waldbesitzerverband" nennt man das, und dieser Verband schlägt nicht nur Holz, sondern auch Alarm. In Mecklenburg-Vorpommern zum Beispiel: 40 Prozent des dortigen Waldbestands sind in Privatbesitz; umzäunt oder gar ummauert ist da gar nichts, also nutzt alle Welt die Wälder nach Belieben. Reiter poltern die Waldwege entlang, die Wasserwirtschaft profitiert gebührenfrei von der Filterleistung des Waldes, Nordic-Walking-Touristen wühlen mit ihren albernen Pieksern den Boden auf, Hobbyornithologen quetschen mit ihren klobigen Wanderschuhen den Waldmeister zu Brei.

Fußgängermaut und Kassenhäuschen

Und die Waldwirtschaft? Hegt, pflegt und erhält den Wald! Keiner dankt es ihr! Ein paar schäbige Klafter Holz kann sie verkaufen, die Waldwirtschaft. Es ist skandalös. Und was macht die Politik mit Skandalen? Geld drüberschütten. Öffentliche Gelder. Subventionen sind hier aber ausnahmsweise der falsche Weg: Der Wald braucht ein nutzerabhängiges Kassiersystem. Fußgängermaut mit drohnenüberwachten Kassenhäuschen; überhaupt regelmäßige Überwachung durch autonom fliegende Drohnen: Wer klaut Holz, wer berauscht sich an Fliegenpilzen, wer übt im Unterholz sittenwidrig den Geschlechterverkehr aus?

Bezahlen übers Handy

So wird die Waldordnung aufrechterhalten, gleichzeitig stützen Ordnungsgelder gegen ausufernde Bürger die mürben Kommunalfinanzen. Auch Jahresmautkarten für Wanderer wird es geben müssen sowie Aufschläge für Tage mit besonders guter Luft. Aber vielleicht fangen wir erstmal klein an: Eine Wald-App zählt die privatwaldlich gemachten Schritte, rechnet zentimetergenau ab und zieht die Gebühren gleich über die Handyrechnung ein. Hach, die gute Waldluft, nun wollen wir aber mal – noch gebührenfrei - richtig durchatmen!
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