Walther von der Vogelweide: Minnesänger und kritischer Geist

"Ich saz ûf eime steine"

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Die Zeichnung zeigt einen Mann mit langem blauen Mantel, der auf einem Stein sitzend sinniert, neben ihm ein Schwert in die Erde gerammt.
Dieses Porträt von Walther von der Vogelweide entstand zwischen 1170 und 1230 als Miniatur in der "Manessischen Liederhandschrift", die heute in Heidelberg aufbewahrt wird. © imago images / Leemage
Von Helga Heyder-Späth · 09.09.2020
Walther von der Vogelweide gilt heute als der bedeutendste deutschsprachige Dichter des Mittelalters. Berühmt seine Minnelieder, in der die Spielformen der Liebe auskostet. Wechselte er aber das Fach Richtung Politik, konnte er sehr unbequem dichten.
Mit melancholisch sinnierendem Blick, den Kopf in eine Hand gestützt, in der anderen Hand ein Pergament, neben sich ein ritterliches Schwert.
In dieser nachdenklichen Pose bildet die berühmte Manessische Liederhandschrift Walther von der Vogelweide ab. Ganz so, wie er sich selbst - oder sein lyrisches Ich? - in einer seiner Dichtungen beschreibt.
Als die wertvolle Prachthandschrift um 1300 entsteht, ist Walther bereits Jahrzehnte tot.

Geachtet und gefürchtet

Schon zu Lebzeiten wurde er tief bewundert und zugleich scharf kritisiert. Geboren um 1170, also vor rund 850 Jahren, wurde Walther der bedeutendste deutschsprachige Dichter des Mittelalters.
Politisch war er durchaus unbequem. Er scheute sich nicht, in seinen Liedern gnadenlos gegen seine Mitmenschen, gegen König, Kaiser und Papst zu wettern. Wenn er aber von der Liebe mit all ihren Facetten spricht, scheinen ihm die Worte mit Leichtigkeit und innigem Ton aus der Feder zu fließen.
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