Wahlkampf 2021

Corona - und was noch?

Ein Mann steht auf dem Wochenmarkt und spricht via Zoom-Konferenz mit den drei Mainzer CDU-Direktkandidaten zur Landtagswahl 2021.
Landtagswahlkampf auf Abstand: Die Parteien könnten die digitalen Möglichkeiten besser nutzen, findet der Politikberater Johannes Hillje. © picture alliance / dpa / Andreas Arnold
Johannes Hillje im Gespräch mit Stephan Karkowsky · 12.03.2021
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Für den Politikberater Johannes Hillje zeichnen sich die Wahlkämpfe dieses Jahres bisher durch ein "Visionsvakuum" aus. Auch in Sachen Kreativität und Innovation im digitalen Wahlkampf sieht er bei den Parteien noch Luft nach oben.
Erschwerte Bedingungen für die Parteien im Superwahljahr 2021: Die Pandemie macht klassische Wahlkampftechniken wie Informationsstände oder Auftritte im öffentlichen Raum vor Publikum fast unmöglich und zwingt die Parteien dazu, ihren Wahlkampf in den digitalen Raum zu verlegen.

"Ich hätte mir mehr Innovation gewünscht"

Nach Einschätzung des Politikberaters Johannes Hillje haben die Parteien die Möglichkeiten, die ein digitaler Wahlkampf bietet, bisher allerdings nicht optimal genutzt.
"Ich hätte mir in diesen Wahlkämpfen auf Landtagsebene ein bisschen mehr Innovation gewünscht", sagt er. Denn es gebe durchaus technikvermittelte Formate, die mehr Emotionalität herstellen könnten als etwa eine Zoom-Konferenz.
"Ich denke da zum Beispiel an Technologien wie Hologrammtechnik oder 'augmented reality', also eine Art Erweiterung der eigenen Realität, wo man beispielsweise einen Kandidaten technikvermittelt auch in der Umwelt eines Menschen platzieren könnte", so Hillje. So etwas habe man im französischen Wahlkampf schon genutzt, als über Hologramme Kandidaten etwa auf Marktplätzen platziert worden seien.
Die starke Zunahme an unentschlossenen und Wechselwählern verträgt sich dem Politikberater zufolge aber schlecht mit den Möglichkeiten des Wahlkampfs in der Coronazeit. Denn während sich die eigene Anhängerschaft auch unter Social-Distance-Bedingungen gut mobilisieren lasse, trifft das auf die Gewinnung der Unentschlossenen nicht zu.
"Wir wissen aus der Wahlkampfforschung, dass für die Überzeugung das analoge, direkte Gespräch von Angesicht zu Angesicht, also eigentlich die emotionalste Situation am effektivsten ist", sagt Hillje. "Deswegen hat auch in den letzten Jahren dieser Haustürwahlkampf so etwas wie ein Revival erlebt."

Corona führt zum "Visionsvakuum"

Inhaltlich kennen die bisherigen Wahlkämpfe des Jahres 2021 nach Einschätzung des Politikberaters bisher nur ein Thema: die Pandemie. "Ich würde sogar sagen, Corona führt zu einem Visionsvakuum im Wahlkampf, denn die kurzfristige Pandemiebekämpfung spielt eine viel größere Rolle als langfristige Zukunftsmodelle."
Dabei stünden wir vor riesigen Transformationsaufgaben, etwa der Dekarbonisierung der Gesellschaft: "Diese Herausforderung ist ja nicht weg durch Corona."
(uko)
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