Wahlen in Griechenland

    Leichter Vorsprung für Syriza

    Gespanntes Abwarten: Straßenszene aus Athen am Wahltag.
    Gespanntes Abwarten: Straßenszene aus Athen am Wahltag. © Deutschlandradio / Stephanie Cisowski
    Von Stephanie Cisowski · 20.09.2015
    Bei der Parlamentswahl in Griechenland zeichnet sich ein knapper Sieg für die linke Syriza ab. Doch das Ergebnis war vielen Griechen ohnehin nicht so wichtig: Am Wahltag dominierten Unentschlossenheit und ein seltsames Gefühl, berichtet unsere Bloggerin Stephanie Cisowski.
    Zählt man das Referendum im Sommer dazu, standen die Menschen in Griechenland bereits zum dritten Mal in diesem Jahr vor einer Wahl. Athen war mit Journalisten aus aller Welt gefüllt. Nach und nach füllten sich auch die Straßencafés, die Sonne schien, knapp über 30 Grad war es warm. Genauso heiß wurde an diesem Septembertag diskutiert und debattiert, was diese Wahlen denn nun bringen sollen. Besonders junge Menschen erzählten, dass sie dieses Mal besonders unentschlossen und unsicher waren.
    Genauso unentschlossen fiel dann auch die erste Prognose aus: Das Linksbündnis Syriza, Partei des früheren Ministerpräsidenten Alexis Tsipras, und die Konservativen lagen nahezu gleichauf. Wenige Minuten später wurde es dann genauer: Syriza gewinnt vermutlich knapp die Wahlen, verfehlt aber die absolute Mehrheit. Eine solche war von Experten im Vorfeld ohnehin nicht für möglich gehalten worden.
    "Viele Griechen haben ihr Vertrauen in Ex-Ministerpräsident Tsipras verloren, dem Herausforderer Meimarakis trauen Sie jedoch noch weniger", erzählte Pandelis, ein älterer Passant. "Tsipras ist trotz allem aber einfach beliebter. Besonders unter den jungen Leuten."
    Ein Social Media Ranking, das deutsche und griechische Jungjournalisten in Zusammenarbeit mit der Analyse-Plattform Pluragraph für griechische Politiker erstellten, zeigt: Alexis Tsipras ist tatsächlich mit großem Vorsprung der beliebteste Politiker und lässt seinen Hauptkonkurenten Vangelis Meimarakis auf Platz 20 zurück. War Sympathie bei diesen Wahlen entscheidender als man denkt?
    Athen, Viktoria-Platz. Flüchtlinge aus Afghanistan, Syrien und dem Iran versammeln sich neben Wahlplakaten.
    Athen, Viktoria-Platz. Flüchtlinge aus Afghanistan, Syrien und dem Iran versammeln sich neben Wahlplakaten.© Deutschlandradio / Stephanie Cisowski
    Die 25-jährige Studentin Anna, die mit ihrer Clique nach dem morgendlichen Urnengang ihren "Kafedaki", einen griechischen Kaffee, in der Aiolou-Straße genießt, sagte: "Ich wollte eigentlich gar nicht wählen gehen. Ehrlich, so oder so wird es nicht einfacher für uns werden. Dann habe ich mich auf mein Gefühl verlassen."
    Von Aufbruchsstimmung ist nicht viel zu spüren
    Von Passanten in den belebten Gassen der City hörte man an diesem Tag immer wieder, dass man sich heute seltsam fühlt. Von Aufbruchsstimmung war auch um die Wahllokale nicht viel zu spüren. Alles geht ruhig und geordnet zu, berichteten Wahlhelfer im Stadtteil Peristeri.
    Überschattet wurden diese Wahlen auch hörbar und sichtbar mit der Flüchtlingskrise. Spätestens wenn man bei seinem Sonntagsspaziergang am Viktoria-Platz im Zentrum Athens vorbeikommt, schauen die Athener dieser Realität ins Auge. Erst heute ist vor der Insel Lesbos erneut ein überfülltes Boot mit Flüchtlingen gekentert. "Was immer diese Wahlen hervorbringen, es muss endlich etwas getan werden, dass nicht noch mehr Menschen sterben", ist aus den Eck-Cafés der Stadt zu hören.
    Auch deswegen war es dieser seltsame Mix aus Betroffenheit, Unsicherheit und Spannung, dem man am heutigen Wahlsonntag in Athen einfach nicht entkommen konnte. Ein seltsamer, spannender Tag.
    Unser Korrespondent Panajotis Gavrilis und Bloggerin Stephanie Cisowski berichten in den kommenden Tagen aus Griechenland. Am Mittwoch, den 23. September 2015, senden wir anlässlich unseres Thementages Griechenland live aus Athen.
    Unser Korrespondent Panajotis Gavrilis und Bloggerin Stephanie Cisowski berichten in den kommenden Tagen aus Griechenland.
    Panajotis Gavrilis und Stephanie Cisowski.© Deutschlandradio / Britta Bürger
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