Waffen aus dem 3D-Drucker

"Ein Wachstumssektor"

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Pistolen auf einem Boden liegend: In Russland sichergestellte Waffen aus dem 3D-Drucker.
Weltweit zu finden: In Russland sichergestellte Waffen aus dem 3D-Drucker. © imago / ITAR-TASS
Nic Jenzen-Jones im Gespräch mit Katja Bigalke · 28.10.2021
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Wer sich Gewehre oder Pistolen drucken möchte, findet Anleitungen im Netz. Die Folge: "Menschen auf der ganzen Welt werden mit weniger technischem Know-how Waffen produzieren können", so Nic Jenzen-Jones vom US-Waffenanalysezentrum Ares.
Verlässliche Zahlen seien schwer zu ermitteln. Eins stehe aber fest, sagt Nic Jenzen-Jones vom Armament Research Services, einer privaten Organisation aus Australien, die weltweit Daten zu Waffen sammelt und diese analysiert: Waffen aus dem 3D-Drucker, "das ist ein Wachstumssektor".
Seit sieben, acht Jahren beobachte er das Phänomen der selbst ausgedruckten Pistolen oder Gewehre, "und in dieser Zeit sind die Zahlen auf jeden Fall sehr stark angestiegen". Es würden immer mehr Waffen beschlagnahmt, es gebe immer mehr Strafverfolgungsfälle und es würden immer mehr solcher Waffen mit Verbrechen in Verbindung gebracht. "Die Zahl wächst."
Zumal viele solcher Waffen gar nicht als mit 3D-Drucker produzierte identifiziert werden. Denn oft handelt es sich um hybride Waffen, bei denen nur einzelne Teile aus dem 3D-Drucker stammen, andere Bauteile fertig gekauft werden. "Dann wird das nicht erkannt von den Strafverfolgungsbehörden, und das macht es natürlich auch schwierig, das statistisch zu erfassen."

Do-it-yourself-Trend erschwert Kontrolle

Der Do-it-yourself-Trend erschwere eine Kontrolle, so Jenzen-Jones. "Die Dateien werden digital ausgetauscht, und jeder kann im Prinzip Teil dieser Community werden. Das lässt sich nicht so leicht kontrollieren." Auch in der Vergangenheit haben Menschen Mittel und Wege gefunden, eine Waffe zu bekommen, etwa auf dem Schwarzmarkt oder auch per Eigenbau. Der 3D-Drucker und das Internet machen dies aber sehr viel einfacher.
Waren die 3D-gedruckten Waffen früher noch eher "ungenügend", mit kurzer Reichweite, schwachen Patronen und nicht sehr robust, hat sich das mittlerweile geändert. "Die Waffen sind über die Jahre immer besser geworden", so Jenzen-Jones. Oft würden Komponenten aus dem 3D-Drucker mit legal zu erwerbenden Bauteilen kombiniert werden.
Zwar hätten Menschen sich schon immer privat Waffen gebaut, "bei Waffen-Enthusiasten, Hobbyisten und natürlich auch in kriminellen Gruppen", und in den USA sei die Herstellung von Waffen für Privatpersonen, im Rahmen der Waffengesetzgebung, legal. Doch früher sei die Gemeinschaft der von Waffen begeisterten Do-it-yourself-Community klein gewesen, der Austausch eher gering. "Da gab es vielleicht Mailinglisten oder man hat so Blaupausen von Büchern ausgetauscht. Jetzt mit der Entwicklung von digitalen Herstellungstechniken gibt es etliche Plattformen, soziale Medien, wo der Austausch sehr viel technischer ist, wo auch Baupläne veröffentlicht werden. Das passiert in sehr spezifischen, auch abgesicherten Foren, wo der Zugang schon kontrolliert wird."

3D-Waffen sind kostengünstig

Viel "Design- und Entwicklungsarbeit" bezüglich der 3D-Waffen werde in den USA geleistet. "Aber es werden auch immer mehr Waffen aus dem 3D-Drucker in Westeuropa beschlagnahmt, auch in Osteuropa, im mittleren Osten und in Nord-Afrika", so Jenzen-Jones. In Konfliktgebieten sehe man solche Waffen noch eher selten. "Wo wir aber auf jeden Fall ein Wachstum beobachten. ist in kriminellen Milieus, und das besonders an Orten, an denen es generell schwer ist, an Waffen zu kommen."
Dabei seien auch Kostengründe relevant: "In den USA sind diese Waffen nämlich auch deswegen recht attraktiv, weil diese zusammengesetzten Waffen nicht so teuer sind." In der Regel seien sie billiger als kommerzielle Waffen. Das Ergebnis: "Menschen auf der ganzen Welt werden mit immer weniger technischem Know-how Waffen produzieren können. Das wird also zunehmen."
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