Vorwürfe gegen Tiroler Festspielleiter Kuhn

"Für Kuhn und die Festspiele wird es sehr schlecht ausgehen"

Intendant Gustav Kuhn während der Programmpräsentation für die Wintersaison 2018/19 der Tiroler Festspiele Erl
Intendant Gustav Kuhn während der Programmpräsentation für die Wintersaison 2018/19 der Tiroler Festspiele Erl © picture alliance/APA/picturedesk.com
Jörn Florian Fuchs im Gespräch mit Eckhard Roelcke · 25.07.2018
Es gab bereits anonyme Vorwürfe gegen den Leiter der Tiroler Festspiele wegen sexueller Belästigung, Gustav Kuhn. Doch nun haben fünf betroffene Künstlerinnen einen offenen Brief verfasst, der die Vorwürfe konkretisiert. Das ändere einiges, meint der Publizist Jörn Florian Fuchs.
Gleich mehrere Künstlerinnen haben in einem offenen Brief schwere Vorwürfe gegen den Dirigenten und Leiter der Tiroler Festspiele Erl, Gustav Kuhn, erhoben. Als "Betroffene", "Zeuginnen" oder "Mitwissende" bezeichnen sich die Verfasserinnen dabei und sprechen von "anhaltendem Machtmissbrauch" und "sexuellen Übergriffen von Seiten des künstlerischen Leiters".

Bislang hatte Kuhn die Vorwürfe zurückgewiesen

Kuhn wies die Vorwürfe zurück und ließ seinen Anwalt mitteilen, dass er sich gegen diese "Menschenjagd" mit den Mitteln des Rechtsstaates zu wehren wisse. Kulturminister Gernot Blümel und die Tiroler Kulturlandesrätin Beate Palfrader (beide ÖVP) forderten die Geschäftsführung zu voller Transparenz und Aufklärung auf. Die Staatsanwaltschaft Innsbruck prüft einen Anfangsverdacht, wie ein Sprecher mitteilte.
Bereits vor mehreren Monaten waren Vorwürfe gegen Kuhn bekannt geworden. Ein Blogger hatte im Februar über Probenterror und mögliche sexuelle Übergriffe in Erl berichtet. Kuhn hatte darauf mit einer Klage reagiert.
Die Unterzeichnerinnen des nun publizierten Offenen Briefs sind die Sopranistin Bettine Kampp und der Mezzosopranistin Julia Oesch aus Deutschland, die Violinistinnen Aliona Dargel aus Weißrussland und Ninela Lamaj aus Albanien und die Schweizer Sopranistin Mona Somm.
Srdjan Govedarica fasst die Vorwürfe zusammen:
Nach Einschätzung des Publizisten Jörn Florian Fuchs ist mit diesem nun klaren und namentlich identifizierten Vortragen der Vorwürfe eine gravierende Änderung in dem Fall eingetreten: "Wir haben definitiv diese fünf Sängerinnen, darunter zwei renommierte. Die Sache ist total ernst zu nehmen und im Augenblick, glaube ich, dass das für Kuhn und die Festspiele sehr schlecht ausgehen wird." Auf "höchster Ebene in Wien" werde diese Sache nun "sehr, sehr ernst" genommen und dort wolle man "tatsächlich durchgreifen".

Das mögliche Ende der "one man show"

Unklar sei nun, was mit den Festspielen passieren werde. Nach dieser sehr langen "one man show" von Festspielleiter Kuhn, so Fuchs, stelle sich hier die Frage: "Was passiert mit diesen Festspielen, mit den zwei Häusern, mit der ganzen Infrastruktur, auch mit dem Publikum, das hier schon in Scharen kommt - wegen Kuhn vor allen Dingen."
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