Vorwürfe gegen Amos Oz

Als Vater ein Sadist?

06:30 Minuten
Der Schriftsteller Amos Oz sitzt auf einem Sofa. Hinter ihm eine Bücherwand. Neben ihm sitzt eine Katze.
Der Schriftsteller Amos Oz soll seine Tochter Galia nicht nur geschlagen, sondern auch seelisch gequält haben. © picture alliance / AP Images | Dan Balilty
Tim Aßmann im Gespräch mit Marietta Schwarz · 27.02.2021
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Der israelische Schriftsteller Amos Oz war ein Mann mit hohen moralischen Standards. Zumindest galt das bis jetzt. Seine Tochter Galia beschreibt ihn nun als sadistischen Vater. Doch noch bleibt die große Debatte darüber aus.
Der vor gut zwei Jahren verstorbene Amos Oz ist einer der bekanntesten Schriftsteller Israels. Er war auch politisch aktiv und setzte sich für die Aussöhnung mit den Palästinensern ein. Bislang galt Amos Oz als moralisch integre linke Ikone. Doch dieses Bild bröckelt nun: Seine Tochter Galia Oz beschreibt ihn in ihren Memoiren als routinierten Sadisten.
Bislang ist "das kein Aufreger in Israel", wie unser Korrespondent Tim Aßmann aus Tel Aviv berichtet. Bis auf einzelne hämische Kommentare in den sozialen Medien findet eine Debatte darüber kaum statt.

Schläge und seelische Qualen

Zwar hätten die großen Medien des Landes das Thema aufgegriffen, doch "nach wenigen Tagen war – salopp gesagt – die Luft ein bisschen raus aus der Debatte", so Aßmann. Wohl auch deswegen, weil der Rest der Familie ein gänzlich anderes Bild vom Vater zeichnet. Eines, das auch eher mit dem übereinstimmt, was bisher in der israelischen Öffentlichkeit dominierte.
Das gestörte Verhältnis von Galia Oz zu ihrer Familie sei in Israel schon lange bekannt, sagt Aßmann, nur wusste man bislang nicht, warum. "Das hat sich nun mit diesem Buch geändert, in dem sie einen sadistischen Vater beschreibt, der sie nicht nur physisch geschlagen, sondern auch seelisch gequält haben soll."
(ckr)
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