Vor den Oscar-Nominierungen

"Es entscheiden hauptsächlich weiße Männer"

Eine riesige Oscar-Statuette, aufgenommen beim 88. Academy Awards Nominees Luncheon.
Wer wird für einen Oscar nominiert? In diesem Jahr entscheiden auch zwei Deutsche als Mitglieder der Oscar-Academy mit: Schauspieler Daniel Brühl und Regisseur Fatih Akin. Der hat selbst einen Film im Rennen. © dpa-Bildfunk / Invision / Danny Moloshok
Nicole Markwald im Gespräch mit Liane von Billerbeck  · 23.01.2018
Heute werden in Los Angeles die Oscar-Nominierungen bekannt gegeben. Wie stehen die Chancen für Frauen? Und für Fatih Akins Film "Aus dem Nichts"? Alles hängt von der Zusammensetzung der Oscar-Academy ab, erklärt Nicole Markwald.
Seit Monaten beherrscht die #Metoo-Debatte die Berichterstattung über die Filmindustrie. Auch die Oscars als renommierteste Filmpreise werden an diesem Thema nicht vorbeikommen, sagt Nicole Markwald: "Die Enthüllungen über Harvey Weinstein und Co haben noch einmal unterstrichen, wie die Machtstrukturen in Hollywood sind, über die unter anderem Hashtag zu anderen Schwerpunkten schon seit Jahren diskutiert wird."

"Hauptsächlich Männer, hauptsächlich Weiße"

Dazu gehört die Zusammensetzung der Oscar-Academy, die über die Preise entscheidet. Nach Zahlen der Los Angeles Times von 2012 seien 94 Prozent weiß und 77 Prozent männlich: "Die Zahlen haben sich zu heute nicht groß verändert", sagt Markwald. Lediglich drei Prozent seien schwarz, zwei Prozent Latinos:
"Das spiegelt nicht mal annähernd die Zusammensetzung der amerikanischen Bevölkerung wider. Aber es spiegelt wider, wer in Hollywood Filme macht und wer hier Entscheidungen trifft: nämlich hauptsächlich Männer, hauptsächlich Weiße."

Starke Frauen im Zentrum der Geschichte

Das ändere sich allerdings langsam, angestoßen von der früheren Academy-Präsidentin Cheryl Boone Isaacs.
Dass Academy-Mitglieder "aus schlechtem Gewissen" für einen Film stimmen, "nur weil eine Frau beispielsweise das Drehbuch geschrieben" habe, kann sich Markwald schwer vorstellen. Es gebe einfach nicht viele Filme von Frauen. Allerdings stünden in diesem Jahr oft starke Frauen im Zentrum der Geschichte: Meryl Streep als Verlegerin in "The Post" oder Sally Hawkins als stumme Putzfrau in "The Shape of Water".
Und Fatih Akins Film "Aus dem Nichts" - hat er eine Chance, auf die Shortlist für den besten fremdsprachigen Film zu kommen? "Schwer zu sagen", meint unsere Korrespondentin. Immerhin habe er ein bisschen Rückenwind vom Gewinn des Golden Globes. Der letzte deutsche Gewinn liegt elf Jahre zurück: 2007 gewann Florian Henckel von Donnersmarck für "Das Leben der Anderen" die begehrte Auszeichnung. Da sei es eigentlich mal wieder Zeit für einen deutschen Film, meint Markwald.
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