Vor dem Impfgipfel

"Es geht viel um Vertrauen"

07:23 Minuten
Eine Dosis Impfstoff wird vorbereitet, um Senioren in einem Pflegheim gegen Corona zu impfen.
Debatte um die Impfreihenfolge: Hausarzt Markus Beier will die Menschen zuerst impfen, "die es am nötigsten brauchen". © picture alliance / dpa / Keystone | Urs Flüeler
Markus Beier im Gespräch mit Dieter Kassel · 19.03.2021
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Wie kann die Impfkampagne in Deutschland beschleunigt werden? Der Städte- und Gemeindebund fordert, Arztpraxen schneller einzubinden. Der bayerische Hausarzt Markus Beier hält das für einen guten Plan.
Vor dem Impfgipfel von Bund und Ländern mehren sich die Forderungen nach einer schnellen Beteiligung der Hausärzte an den Corona-Impfungen - dafür spricht sich unter anderem der Städte- und Gemeindebund aus.
Auch eine Lockerung der Impfreihenfolge steht zur Debatte. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder wollen in einer Schaltkonferenz darüber beraten, wie die Impfkampagne in Deutschland beschleunigt werden kann.

In Bayern sollen die Hausärzte am ersten April beginnen

In Bayern steht der Termin für die Einbindung der Hausärzte schon fest - sie sollen ab dem 1. April impfen. Der Termin sei haltbar, sagt Markus Beier, Facharzt für Allgemeinmedizin in Erlangen und Vorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbands. Zum einen habe sich das AstraZeneca-Thema zum Guten gewendet, zum anderen gebe es tägliche Besprechungen im Ministerium: "Ich sehe da kein Problem."
Am Anfang werde es wohl um fünf bis zehn Impfungen pro Praxis und Tag gehen, sagt Beier. Mehr Impfstoff werde dann vermutlich Ende April zur Verfügung stehen. Die Hausarztpraxen hält Beier für den geeigneten Ort für die Impfungen: "Es geht viel um Vertrauen."

Impfreihenfolge nur als Leitlinie

Die Priorisierung - in welcher Reihenfolge geimpft wird - sei als Leitlinie sinnvoll, eine strikte Befolgung sei in der Praxis aber gar nicht möglich, betont Beier. Wenn ein Hausarzt alle Patienten, die älter als 80 Jahre seien, geimpft habe, müsse er automatisch in der Reihenfolge weitergehen. Auch junge Menschen, die beispielsweise vor einer Chemotherapie stünden, müsse man ganz besonders schützen: "Das finde ich selbstverständlich, dass das auch eine sehr hohe Priorität hat."
Sorgen, dass eine Lockerung der Impfreihenfolge auch zu Ungerechtigkeiten führen könnte, seien nicht berechtigt, meint der Hausarzt. Das Gros der Praxen werde mit dieser Frage sehr verantwortungsvoll umgehen, betont er. Man müsse jetzt die Menschen schützen, "die es am nötigsten brauchen. Darum geht es ja."
(ahe)
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