Vor 100 Jahren: Die Geburtsstunde von Kurt Schwitters´ "Ursonate"

Alles, was ein Künstler spuckt, ist Kunst

57:40 Minuten
Ein violettes altes Heft mit der handschriftlichen Beschriftung: Ursonate, 5.2.1927
Kurt Schwitters: Notenheft „Ursonate, 5.2.1927“ © Sprengel Museum Hannover, Leihgabe der Kurt und Ernst Schwitters Stiftung /Brigitte Borrmann
Von Thomas Groetz · 25.05.2021
"Ich habe zwei Haupziele, zwei Lebenswerke", sagte Kurt Schwitters, "Das zweite ist meine Sonate." Obwohl klassisch viersätzig, ist die "Sonate in Urlauten" eine Anti-Sonate, eine Art spielerische Dekonstruktion des bildungsbürgerlichen Diskurses.
Nachdem Kurt Schwitters am 6. September 1921 der Rezitation eines sogenannten Plakatgedichts seines Künstlerfreundes Raoul Hausmann beigewohnt hatte, ging ihm das abstrakte Buchstabenpoem "fmsbwtözäupggiv?mü" nicht mehr aus dem Kopf. Aus der Übernahme und Weiterführung des Gehörten entstand die "Ursonate", ein wichtiges Lautgedicht der frühen Moderne.

Mit Ironie und Feinsinn

Schwitters trug seine Kreation, dessen Material er in Form einer klassischen Sonate arrangiert hatte, mit großem Erfolg vor und überlieferte sie als visuelle Partitur. Darüber hinaus arbeitete er bis an sein Lebensende an dem Versuch, eine passende musikalische "Harmonisierung" für das für ihn zentrale Werk zu finden. Die Abwesenheit einer definitiven Form der Lautsonate bestimmt sie als ein work in progress, das zwischen Tradition und Avantgarde osziliert.

Alles, was ein Künstler spuckt, ist Kunst
Kurt Schwitters´ "Ursonate" wird 100 Jahre alt
Von Thomas Groetz

Produktion: Dlf Kultur 2021

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