Von Zwillingen, Zwistigkeiten und Zen-Köchen

Vorgestellt von Hannelore Heider · 09.05.2007
"1:1" zeigt die Schwierigkeiten einer Liebe zwischen einer jungen Dänin und ihrem palästinensischen Freund in einer Kopenhagener Vorstadt. Mit "How to cook your life" will Doris Dörrie uns den richtigen Umgang mit Essen lehren. "Das doppelte Lottchen" ist eine fast buchstabengetreue Kästner-Adaption als Zeichentrickfilm.
How to cook your life
Dokumentarfilm BRD 2007. Regie/Buch/Kamera: Doris Dörrie

In die aktuelle Diskussion um die richtige Ernährung, vor allem aber die richtige Art zu leben, deren eine Facette gewiss die Nahrungsaufnahme ist, greift die 57-jährige deutsche Regisseurin mit einem sinnlichen Porträt über die Koch- und Lebenskunst des kalifornischen Philosophen und Zen-Lehrpriesters Edward Espe Brown ein. Im Sommer 2006 hat sie den buddhistischen Meisterkoch gleich drei Mal mit einem kleinen Kamerateam in Scheibbs in Österreich, im Tassajara Zen Mountain Center in Kalifornien und im Zen Center in San Francisco besucht, wo der Mann Kurse abhält. Dorris Dörrie sitzt mit zwei weiteren Kameramännern quasi mitten unter den Teilnehmern und verfolgt seine Vorführungen und Meditationen.

Unterbrochen werden die Kurs-Beobachtungen und die frontal vor der Kamera präsentierte Selbstdarstellung des Lehrmeisters durch witzige Kapitelüberschriften und kleine Cartoons, die sichtbar keiner Logik folgen, aber wenigstens eine leicht ironische Distanz zum Vorgetragenen andeuten.

Denn ansonsten besteht der Film im andächtigen Zuhören und Zusehen einer gewiss gesunden Lebensphilosophie, die sich in höchster Wertschätzung der ausgewählten Nahrungsmittel und vor allem auch des Kochvorgangs selbst für die seelische Gesundheit des modernen Menschen erschöpft. Das entbehrt nicht einer gewissen Komik und erzeugt zunehmend Langeweile, zumal wenn der Zuschauer eine Art Kochkurs erwartet, den dieser Film definitiv nicht liefert.


1:1 (Eins zu eins)
Dänemark/GB 2006. Regie: Annette K. Olesen. Darsteller: Mohammed Ali Bakier, Joy K. Petersen, Anette Stovelbaek

In einer dänischen Retortenstadt, auf deren mustergültige, an den Interessen zukünftiger Bewohner orientierte Konzeption am Anfang des Filmes wie in einem Vorspann erinnert wird, spielt sich 30 Jahre später fast eine Tragödie ab. Denn die Liebe zwischen Mie, der Tochter einer Sozialarbeiterin und Shadi, dem Sohn palästinensischer Einwanderer zerbricht, als der Bruder des jungen Mädchens brutal überfallen und zusammengeschlagen wird. Während er im Koma liegt, kommt die Polizei bei den Ermittlungen nicht weiter, was Gerüchten und Verdächtigungen Raum gibt.

Auch der Freund des Mädchens hat einen schlimmen Verdacht: Sein Bruder scheint am Überfall beteiligt zu sein. Soll er das seiner Freundin gegenüber eingestehen? Verletzt das nicht die Loyalität seiner Familie und seinen Landsleuten gegenüber und heizt er damit nicht die zunehmend feindliche Atmosphäre zwischen "Eingeborenen" und Migranten an?

Der Konflikt enthüllt trotz der Dramatik unspektakulär und differenziert die schwierigen Beziehungen in einer multikulturellen Gemeinschaft, auf die der Film mit realistisch gezeichneten Personen und ohne Scharfmacherei ein präzises Licht wirft. Dabei wird der familiäre Kosmos der Migrantenfamilien genauso kritisch beleuchtet wie die Ausländerangst der Dänen, die auf zunehmende Distanz zu den Einwanderern gehen.

Das doppelte Lottchen
Zeichentrickfilm BRD 2007. Regie: Michael Schaak, Tobs Genkel

Fast buchstabengetreu nach Erich Kästners Kinderbuch erzählt der Film mit Zeichnungen, die die Original-Illustrationen lebendig werden lassen, von den Zwillingen, die nach der Scheidung der Eltern getrennt werden, sich in den Sommerferien überraschend kennen lernen und dann alles daran setzen, als Geschwister mit Mama und Papa wieder vereint zu leben.

Dem nostalgischen Look mit den einfach gezeichneten, farbenfrohen Bildern entspricht die Erzählung, die die alte Geschichte nicht in die Gegenwart holt und auch nicht durch zusätzliche Aktion aufpeppt. So bleibt der emotionale Schwerpunkt bei den beiden Mädchen und wird nicht, wie bei modernisierten Versionen, auf das trickreiche Zusammenführen der erwachsenen Liebesleut gerichtet. Der Film ist damit deutlich für ein Kinderpublikum und nicht als "großer Familienfilm" konzipiert, wobei die groß gewordenen Kästnerfans durchaus ihre Freude an dieser Wiederbegegnung haben können.
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