Von Vaterlandsverrätern und -beglückern

Vorgestellt von Jörg Taszman · 01.08.2007
Dean Reed war ein singender Cowboy und in der DDR ein Star, in den USA galt er jedoch als Vaterlandsverräter. In "Der rote Elvis" zeichnen Freunde und Weggefährten seinen Weg nach. "Projekt Gold" zeigt den Weg der deutschen Handballnationalmannschaft zum Weltmeistertitel. Das uninspirierte Filmchen "Von Frau zu Frau" ist ärgerliches Kino zum Weglaufen.
Der rote Elvis
Deutschland 2006. Regie: Leopold Grün. Mitwirkende: Chucho Fernandez, Isabel Allende, Peter Boyles, Armin Mueller-Stahl, Celino Bleiweiß, Egon Krenz, Wiebke Reed

Dean Reed: Ein singender Cowboy in der DDR, Friedensaktivist und Marxist, Star im Osten und weitgehend unbekannt im Westen. Er war ein Abenteurer, Entertainer, Idealist und Propagandist und sein Leben endete tragisch mit einem Selbstmord, den einige sogar für Mord halten.

Im Dokumentarfilm "Der Rote Elvis" sieht man Freunde, Regisseure und eine Ex-Frau, die sich erfrischenderweise nicht nur positiv über den Sonnyboy äußern, der wohl nur im Osten zum Star werden konnte, während er in den USA bis heute als Vaterlandsverräter gebrandmarkt wird.

Der Film von Leopold Grün vermag es, einem Dean Reed als Mensch etwas näher zu bringen, ohne ihn zu verklären. Und "Der rote Elvis" ist ein Zeitdokument über ein nicht alltägliches Kapitel aus der DDR-Kulturgeschichte. Filmisch und ästhetisch eher durchschnittlich, dafür jedoch inhaltlich wirklich interessant

Von Frau zu Frau
USA 2007. Regie: Michael Lehmann. Darsteller: Diane Keaton, Mandy Moore, Lauren Graham, Gabriel Macht

Romantic Comedy mit der Ex-Stadtneurotikerin Diane Keaton, die für ihre von Mandy Moore verkörperte Tochter mit aller Macht den "Richtigen" finden will. Dabei geht sie sehr unkonventionell vor, gibt im Namen der Tochter eine Annonce auf und trifft sich dann schon einmal mit den so "Auserwählten". Der perfekte Schwiegersohn wird dann geschickt an die junge Frau gebracht , aber auch ein alleinstehender Vater und Musiker, der das Treiben der Mutter mitverfolgte, wird zum ernsthaften Konkurrenten. Das Ganze ist schrecklich überzuckert, klamottig gespielt und Kino zum Weglaufen. Schade nur, dass so gänzlich uninspirierte, mittelmäßige Filmchen die Kinos verstopfen.

Projekt Gold
Deutschland 2007. Regie: Winnie Oelsner. Mitwirkende: Heiner Brand, Mimi Kraus, Henning Fritz, Christian Schwarzer, Oliver Roggisch, Torsten Jansen, Andrej Klimovets, Lars Kaufmann u.a.

"Projekt Gold" ist in erster Linie die Verfilmung einer Erfolgsstory über den Titelgewinn der deutschen Herrennationalmannschaft im Handball bei der WM in Deutschland im Januar/Februar 2007. Man wird zunächst bei dem Dokumentarfilm "Projekt Gold" von Regisseur Winfried Oelsner an Sönke Wortmanns Fußballfilm "Deutschland ein Sommermärchen" denken, der hautnah dabei war, wie "Klinsi" aus einer Außenseitertruppe eine Turniermannschaft formte.

Und so ähneln sich die Bilder und die Dramaturgie der beiden Sportfilme schon sehr, allein die Protagonisten machen den feinen Unterschied aus. Handballer sind noch keine Superstars, die Millionen verdienen, von den Medien gehypt werden und permanent im Mittelpunkt stehen. Es ist eine gelungene Erinnerungsarbeit über eine Außenseitermannschaft, die über sich hinaus wuchs.

Winfried Oelsner rückt einige Führungsspieler wie den Torwart Henning Fritz oder den Kapitän Markus Baur in den Mittelpunkt, die natürlicher und reflektierter wirken, als beispielsweise Fußballer. Rasant geschnitten sind die Bilder von den wichtigsten Spielen und so gelingt es, Spannung und Emotionen zu reproduzieren.

Einziges Manko: gefeiert wird nur die Heimmannschaft. Dennoch ist "Projekt Gold" ein parteiischer Film, der viel Spaß macht und gut unterhält.

"Wir wollten wissen, wie eine Mannschaft funktioniert"
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