Von Ulrike Timm

19.05.2009
Die "Süddeutsche" nimmt den bevorstehenden Vatertag zum Anlass, um der Frage nachzugehen: Was macht einen guten Familienvater aus? Die Feuilletons ehren Hans Traxler - der "Birne"-Zeichner wird 80 Jahre alt. Und die "Zeit" befasst sich mit dem Eklat um den Hessischen Kulturpreis.
Ein doppelter Feiertag steht vor der Tür, Christi Himmelfahrt und Vatertag. Und weil die Pressebeschauer sich in den letzten Tagen kaum retten konnten vor christlichen, vermeintlich christlichen und vor allem auch sehr unchristlichen Diskursen, zieht es uns heute zu den Vätern. Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG hat mit dem 88-jährigen Psychoanalytiker Helmut Thomae, dessen Sohn Dieter und Enkel Jakob gleich drei Generationen aufgeboten, um zu ergründen, was denn Familienmänner, was gute Väter seien. "Es gibt viele, die sozusagen erstmal mit dem falschen Fuß aufstehen und dann trotzdem noch die Kurve kriegen", macht Dieter Thomae Mut. Er hat die Väterrolle seit der Französischen Revolution kürzlich in einem vielbeachteten Buch beschrieben. Der gute Vater ist ein anwesender Vater, meinen drei Generationen Thomae übereinstimmend, und da würde wohl auch jede Frau und Mutter zustimmen. Trotzdem nett und absolut vatertagstauglich, was die drei Thomae-Männer über Rollenbilder, Brad Pitt und die Psychoanalyse reden – am prägnantesten übrigens der Junior, der 20-jährige Jakob, der frozzeltt:

"Alan Greenspan sagt mit neunzig Jahren, dass er jetzt erst merke, wie toll Familie sei. Schon billig, jetzt ist er noch drei Jahre ein guter Vater, und dann stirbt er."

Höchst lebendig ist Hans Traxler, der geniale Zeichner, Illustrator und Kinderbuchautor wird 80, zahlreiche Feuilletons gratulieren. "Zeichnen macht glücklich" nennt Traxler selbst als zehnten Grund dafür, warum er tut, was er tut, und man sieht es seinen Bildern an. "Zielführende Effizienz" bescheinigt ihm die FRANKFURTER RUNDSCHAU, schließlich hat uns Traxler "Birne" geschenkt, das Etikett, mit dem er Helmut Kohl unsterblich machte. "Niemand zeichnet so federleicht und pastellzart wie er", schwärmt Christian Schlüter in der FR, "ein Meister" befindet knapp der TAGESSPIEGEL. Und in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG bewundert Heribert Prantl nicht zuletzt, welches handwerkliche Fundament Traxler mitbringt. Sämtliche "82 Bewegungen des menschlichen Arms" zeichnerisch intus zu haben wie er, das übt. Und "auf die Idee, dass der Untergang der TITANIC damit zu tun hat, dass Gott ‚Schiffe versenken’ spielte, muss man auch erst mal kommen".

Womit wir doch noch bei der Religion gelandet wären. Obwohl wir da doch heute ausdrücklich mal drumrum kommen wollten. In Kürze: Neben zahlreichen weiteren Artikeln zum Eklat um den Hessischen Kulturpreis bleiben zwei Beiträge aus der ZEIT haften. Ein langer von Klaus Harpprecht, der anlässlich des Evangelischen Kirchentages den Protestanten rät, den Dialog mit der katholischen Kirche doch aufzukündigen – weil Papst Benedikt ja doch nur seine Kirche anerkennt. Und ein kurzer, vergnüglicher Beitrag, der sich rundum an alles wendet, was da glaubt. Der Wettstreit der Religionen, wo anders "könnte er friedvoller und zugleich sportlicher ausgetragen werden als beim Grillen?" fragt Finis in der ZEIT. Allerdings: die Grillmeister der großstädtischen Grüngürtel sind bislang mehrheitlich muslimisch. Weshalb sich jetzt, zur 14. Deutschen Grillmeisterschaft, endlich auch Christen wetteifernd im Grillen üben, ein Team mit dem ganz klar christlichen Namen Hot Angels hat sich jedenfalls angemeldet, um die christliche Botschaft grillend zu verbreiten ...

"Bedauerlich bleibt allerdings, dass die tapferen protestantischen Griller von ihren katholischen Mitchristen allein gelassen werden. Wo bleibt der Geist der Ökumene? Jetzt wäre der Augenblick, die Streitaxt zu begraben, gemeinsam Spiritus und Brandbeschleuniger in die teuflisch schwarze Kohle zu werfen, damit am Vatertag das Grillgut hell auflodere zum Wohle des Herrn. Dass dieser dann die Flucht ergreift und seine Himmelfahrt antritt, ist nun wahrlich sein Problem."