Von Ulrike Timm

Die Tatsache, dass es immer mehr "Wickelväter" gibt, ist für Edo Reents ein Grund, sich Sorgen über die Kunst zu machen. James-Bond-Darsteller Daniel Craig erklärt in der "Süddeutschen", dass zu viel Sex störend ist. Außerdem in den Feuilletons: Nachrufe auf den verstorbenen Schriftsteller Michael Crichton.
"Sie sind überall. Man kann kein Fahrradgeschäft mehr betreten, ohne dass sie sich dort mit ihren gewaltigen Kinderanhängern breitmachen ... keinen Spaziergang mehr machen, ohne dass man mitbekommt, wie sie ihren Kindern jeden Grashalm erklären."

Edo Reents von der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG mag keine "Wickelväter". Vor allem stört ihn, dass die neuen Väter so unendlich viel bedrucktes Papier auf den Markt werfen. Ungezählte Bücher. Die ZEIT fragt aktuell ‚Wie viel Papi darf ein Mann sein?’, und die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG bringt ein eigenes Familienmagazin auf den Markt. Da räsoniert der Autor der FAZ - nein, nicht gegen liebevolle Väter, das wäre wohl zu unverfroren und wider die politische Korrektheit. Edo Reents sorgt sich um die Kunst. Schließlich sei die Kulturgeschichte "voll von Topoi wie dem saufenden, rohen oder flüchtenden Vater; die Bluesmusik etwa wäre sonst gar nicht denkbar". Schlussfolgerung: Kinder, die sich an ihren Vätern nicht mehr reiben müssen und sie gerne mal zum Mond schießen würden, die hätten nix erlebt und später nix zu erzählen. Kronzeuge des Autors der FAZ: Franz Kafka. Wenn der an seinem Vater nicht verzweifelt wäre, wäre die Literatur heute ärmer. Ja, heißt das nun im Umkehrschluss, die Wickelväter von heute verhinderten den Kafka von morgen?

Ehe uns die FAZ mit einer Fortspinnung des Gedankens beglückt, wollen wir uns doch lieber Profanerem zuwenden, landen bei der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG und mit der Überschrift "Auf der Jagd nach innerem Frieden" bei James Bond. Und wir lernen aus dem Interview mit Bond Darsteller Daniel Craig: Sex stört. Zumindest, wenn der Geheimagent ihrer Majestät zu viel davon in der falschen Folge hat. Der neue James Bond, "Ein Quantum Trost", schon viel besprochen und gerade neu in den Kinos, zeigt nämlich einen James Bond mit gebrochenem Herzen. Eine Folge seiner Liebesabenteuer der letzten Episode. Daniel Craig im Interview mit der SÜDDEUTSCHEN:

"Wenn er nun zwischendurch mit zehn verschiedenen Frauen ins Bett gestiegen wäre, hätte ich das als störend empfunden. Dafür wird es in künftigen Filmen noch genug Gelegenheit geben."

Immerhin, 007 wird kein Mönch, das beruhigt.

Aus der TAZ erfahren wir, wie sich die Wahl von Barack Obama auf den Thriller niederschlagen könnte. Hier nämlich wird die Produzentin der Bond-Filme, Barbara Broccoli, so zitiert:

"Es könnte definitiv einen schwarzen Bond geben – so wie einen schwarzen US-Präsidenten."

Einem schwulen Bond gegenüber hätte man jedoch Vorbehalte, so die Produzentin.

"Ich weiß nicht. So war der Charakter im Original nicht angelegt."

Bei aller Toleranz wäre ein schwuler James Bond wohl wirklich eine etwas inkonsequente Fortspinnung der Figur …

Den "Herrn der Dinosaurier" würdigen zahlreiche Feuilletons; Michael Crichton, Autor des Romans Jurassic Park, ist gestorben. Von seinen Büchern wurden weit über 100 Millionen Exemplare verkauft, fast die Hälfte seiner 26 Romane wurde verfilmt. Und nicht nur die BERLINER ZEITUNG erinnert mit seligem Gruseln daran, wie im Kino-Thriller Jurassic Park "wildgewordene Klontiere Menschen zerkauen". "Ein Stilist, ein Literat gar war Crichton nicht, aber das einzugestehen, kostete ihn nicht einmal ein Schulterzucken", schreibt die WELT, und weiter:

"Crichton war Könner statt Künstler, und anders als der ähnlich phänomenale Stephen King war er damit voll und ganz zufrieden."

Michael Crichton wurde 66 Jahre alt.

"Sein Talent, rief ein trauriger Steven Spielberg ihm nach, sei noch größer gewesen als die Dinosaurier im Jurassic Park"