Von Tobias Wenzel
Die "FR" hat einen Abgesang auf den Reiseruf im Radio verfasst und kritisiert den Aderlass bei der Zeitschrift "Literaturen". Die "FAZ" verreißt Werner Herzogs Beitrag "Bad Lieutenant: Port of Call New Orleans" bei den Filmfestspielen in Venedig.
"Da war einmal […] eine Familie im Wohnmobil unterwegs. Bei einem Tankstop war die Tochter unbemerkt ausgestiegen und zur Toilette gegangen. Die Eltern sind dann ohne sie weitergefahren". "
Eine traurige Geschichte, die Arndt Heyer, der Leiter der Verkehrsredaktion beim Hessischen Rundfunk, in der FRANKFURTER RUNDSCHAU erzählte. Eine traurige Geschichte mit Happy End. Dank des Reiserufs. Auf den hat Reinhard Lüke einen Abgesang verfasst. Handys und die moderne Erreichbarkeit haben den Reiseruf, der nach den Verkehrsmeldungen im Radio verlesen wird, fast überflüssig gemacht. Meistens wurde der Reiseruf gesendet, weil ein Angehöriger gestorben oder schwer erkrankt war. Aber auch der, dem der Reiseruf galt, konnte in Lebensgefahr schweben.
" "Oft wurden auch Autofahrer aufgefordert, sofort anzuhalten, weil sich [der] Mechaniker einer Werkstatt, der an dem Wagen kurz zuvor die Reifen gewechselt hatte, nicht mehr sicher war, ob er die Radmutter richtig festgezogen hatte."
Wer die chronisch verstrittenen Brüder Noel und Liam Gallagher länger beobachtete, kam zu dem Schluss, die beiden könnten die Radmuttern am Wagen des jeweils anderen Bruders ganz bewusst lösen. Dann doch lieber eine Trennung ohne Todesfall, wie sie die Brüder der britischen Popband Oasis nun bekannt gaben. Noel hat die Zusammenarbeit mit seinem Bruder und also auch Oasis aufgekündigt. Er habe Liam einfach nicht mehr ertragen können. Zuletzt sahen sie sich nur noch auf der Bühne. Jens-Christian Rabe in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG:
"Dass sich die beiden Brüder und begnadet arroganten Größenwahnsinnigen seit vielen Jahren aufrichtig hassen, war alles andere als ein Geheimnis, es gehörte eher zur Pop-Folklore. Über ihre Interviews lieferten sie sich Schlagabtausche, mit denen der Unterhaltungswert ihrer sieben Studio-Alben nicht zwangsläufig Schritt halten konnte."
Kai Müller holt im TAGESSPIEGEL weit aus zu einem "Nachruf auf eine Band, die zur Britpop-Legende wurde" und angeblich gesellschaftliche Spuren hinterließ:
"Dank Oasis können junge Männer über Filme daherreden als auch Fußball wichtig finden. Und die Trainingsjacken-Machos überwinden den Graben zwischen bürgerlichem und proletarischem Lager, den auch der künftige Premierminister nivelliert."
Sänger Liam war einst Mutters Liebling.
"Noel Gallagher entwickelte unter den Schlägen des Vaters dagegen eine urwüchsige Kraft, die in der Musik schließlich ein Ventil fand."
Oder im Hass gegen den eigenen Bruder.
Vom Bruderkrieg zum Zweiten Weltkrieg:
"Vor siebzig Jahren begann mit dem deutschen Einmarsch in Polen der ‚Schießkrieg’"
hieß es an diesem Dienstag in der FRANKFURTER RUNDSCHAU. Jost Dülffer suchte in seinem umfangreichen Artikel nach der Motivation für den Angriff und kam zu dem Schluss, es sei Hitler-Deutschland nicht um Danzig gegangen.
"Es ging noch nicht einmal um Polen, welches die Wehrmacht schnell niederzuwerfen glaubte – es wurde dann doch im September 1939 ein harter, wenn auch kurzer Krieg. Es war vielmehr die Frage, ob die Westmächte sich erneut um des Friedens willens hinhalten ließen, was Hitler bis zum 3. September 1939 noch hoffte, nicht zuletzt durch den nach seiner Meinung abschreckenden Effekt seines Paktes mit Stalin."
Insofern wird auch jene Bemerkung nachvollziehbar, die der ehemalige ARD-Korrespondent in Polen, Robin Lautenbach, im Interview tat, das Kerstin Decker für den TAGESSPIEGEL führte:
"Für Polen endete der Zweite Weltkrieg streng genommen erst 1989, mit dem Ende des Kommunismus."
Für die Zeitschrift "Literaturen" endet vielleicht die Zeit der Qualität mit der Entlassung zweier Mitarbeiter. Denn die, darunter der renommierte Literaturkritiker Jörg Magenau, machten die Hälfte der Gesamtredaktion aus. Mit zwei Mann eine innovative Literaturzeitschrift wuchten, selbst wenn die nun nicht mehr zehn Mal im Jahr, sondern nur noch alle zwei Monate erscheint?
"Das ist eine Absurdität", "
kommentierte Ina Hartwig in der FRANKFURTER RUNDSCHAU die Nachricht, die der TAGESSPIEGEL zuvor recherchiert hatte. Im Jahr 2000 hatte Sigrid Löffler die Zeitschrift ins Leben gerufen und bis zu ihrem Abgang im September 2008 als Herausgeberin betreut. In den Worten von Ina Hartwig:
" "Auch sie war plötzlich und ohne Dank für den jahrelangen Einsatz verabschiedet worden."
Fazit:
"Die Zeitschrift Literaturen, die sich soeben anschickt, ein Relaunch pünktlich zur Buchmesse zu erarbeiten, wird zur Ader gelassen."
In der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG bezweifelte auch Simon Strauß, dass die Rechnung des Verlags ("halb so viele Hefte, halb so viele Redakteure") aufgehen könne. Fadenscheinig kommt ihm die Begründung des Verlegers und Geschäftsführers von "Literaturen" vor, der Leser sei mit einem monatlich erscheinenden Heft "zeitlich überfordert".
"Wer mit solch belastungsschwachen Lesern rechnet, der sollte sich vielleicht generell vom Büchermarkt fernhalten."
Regisseur Werner Herzog hätte sich vielleicht besser von New Orleans ferngehalten, das vor vier Jahren von Hurrikan Katrina heimgesucht wurde. Jedenfalls buhten die Journalisten Herzog bei den Filmfestspielen in Venedig aus: für seinen neuen Film "Bad Lieutenant: Port of Call New Orleans". Nicholas Cage spielt darin einen Polizisten, der aus der Bahn geraten und drogenabhängig ist. Ein Remake von Abel Ferraras "Bad Lieutenant", den Werner Herzog angeblich nicht kennt, was Ferrara dazu veranlasste, Herzog einen "langen, qualvollen Tod" zu wünschen. Ein "bizarrer Bastard", das ist der Film in den Augen von SZ-Kritiker Tobias Kniebe. Und Michael Althen fragte sich in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG, ob mit Werner Herzog "die Gäule durchgegangen" seien.
"Der Held löst den Fall, die Prostituierte wird schwanger, die Alkoholiker werden trocken … und alle Menschen werden Brüder."
Und das kann böse enden: wie wir von den Oasis-Brüdern wissen.
Eine traurige Geschichte, die Arndt Heyer, der Leiter der Verkehrsredaktion beim Hessischen Rundfunk, in der FRANKFURTER RUNDSCHAU erzählte. Eine traurige Geschichte mit Happy End. Dank des Reiserufs. Auf den hat Reinhard Lüke einen Abgesang verfasst. Handys und die moderne Erreichbarkeit haben den Reiseruf, der nach den Verkehrsmeldungen im Radio verlesen wird, fast überflüssig gemacht. Meistens wurde der Reiseruf gesendet, weil ein Angehöriger gestorben oder schwer erkrankt war. Aber auch der, dem der Reiseruf galt, konnte in Lebensgefahr schweben.
" "Oft wurden auch Autofahrer aufgefordert, sofort anzuhalten, weil sich [der] Mechaniker einer Werkstatt, der an dem Wagen kurz zuvor die Reifen gewechselt hatte, nicht mehr sicher war, ob er die Radmutter richtig festgezogen hatte."
Wer die chronisch verstrittenen Brüder Noel und Liam Gallagher länger beobachtete, kam zu dem Schluss, die beiden könnten die Radmuttern am Wagen des jeweils anderen Bruders ganz bewusst lösen. Dann doch lieber eine Trennung ohne Todesfall, wie sie die Brüder der britischen Popband Oasis nun bekannt gaben. Noel hat die Zusammenarbeit mit seinem Bruder und also auch Oasis aufgekündigt. Er habe Liam einfach nicht mehr ertragen können. Zuletzt sahen sie sich nur noch auf der Bühne. Jens-Christian Rabe in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG:
"Dass sich die beiden Brüder und begnadet arroganten Größenwahnsinnigen seit vielen Jahren aufrichtig hassen, war alles andere als ein Geheimnis, es gehörte eher zur Pop-Folklore. Über ihre Interviews lieferten sie sich Schlagabtausche, mit denen der Unterhaltungswert ihrer sieben Studio-Alben nicht zwangsläufig Schritt halten konnte."
Kai Müller holt im TAGESSPIEGEL weit aus zu einem "Nachruf auf eine Band, die zur Britpop-Legende wurde" und angeblich gesellschaftliche Spuren hinterließ:
"Dank Oasis können junge Männer über Filme daherreden als auch Fußball wichtig finden. Und die Trainingsjacken-Machos überwinden den Graben zwischen bürgerlichem und proletarischem Lager, den auch der künftige Premierminister nivelliert."
Sänger Liam war einst Mutters Liebling.
"Noel Gallagher entwickelte unter den Schlägen des Vaters dagegen eine urwüchsige Kraft, die in der Musik schließlich ein Ventil fand."
Oder im Hass gegen den eigenen Bruder.
Vom Bruderkrieg zum Zweiten Weltkrieg:
"Vor siebzig Jahren begann mit dem deutschen Einmarsch in Polen der ‚Schießkrieg’"
hieß es an diesem Dienstag in der FRANKFURTER RUNDSCHAU. Jost Dülffer suchte in seinem umfangreichen Artikel nach der Motivation für den Angriff und kam zu dem Schluss, es sei Hitler-Deutschland nicht um Danzig gegangen.
"Es ging noch nicht einmal um Polen, welches die Wehrmacht schnell niederzuwerfen glaubte – es wurde dann doch im September 1939 ein harter, wenn auch kurzer Krieg. Es war vielmehr die Frage, ob die Westmächte sich erneut um des Friedens willens hinhalten ließen, was Hitler bis zum 3. September 1939 noch hoffte, nicht zuletzt durch den nach seiner Meinung abschreckenden Effekt seines Paktes mit Stalin."
Insofern wird auch jene Bemerkung nachvollziehbar, die der ehemalige ARD-Korrespondent in Polen, Robin Lautenbach, im Interview tat, das Kerstin Decker für den TAGESSPIEGEL führte:
"Für Polen endete der Zweite Weltkrieg streng genommen erst 1989, mit dem Ende des Kommunismus."
Für die Zeitschrift "Literaturen" endet vielleicht die Zeit der Qualität mit der Entlassung zweier Mitarbeiter. Denn die, darunter der renommierte Literaturkritiker Jörg Magenau, machten die Hälfte der Gesamtredaktion aus. Mit zwei Mann eine innovative Literaturzeitschrift wuchten, selbst wenn die nun nicht mehr zehn Mal im Jahr, sondern nur noch alle zwei Monate erscheint?
"Das ist eine Absurdität", "
kommentierte Ina Hartwig in der FRANKFURTER RUNDSCHAU die Nachricht, die der TAGESSPIEGEL zuvor recherchiert hatte. Im Jahr 2000 hatte Sigrid Löffler die Zeitschrift ins Leben gerufen und bis zu ihrem Abgang im September 2008 als Herausgeberin betreut. In den Worten von Ina Hartwig:
" "Auch sie war plötzlich und ohne Dank für den jahrelangen Einsatz verabschiedet worden."
Fazit:
"Die Zeitschrift Literaturen, die sich soeben anschickt, ein Relaunch pünktlich zur Buchmesse zu erarbeiten, wird zur Ader gelassen."
In der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG bezweifelte auch Simon Strauß, dass die Rechnung des Verlags ("halb so viele Hefte, halb so viele Redakteure") aufgehen könne. Fadenscheinig kommt ihm die Begründung des Verlegers und Geschäftsführers von "Literaturen" vor, der Leser sei mit einem monatlich erscheinenden Heft "zeitlich überfordert".
"Wer mit solch belastungsschwachen Lesern rechnet, der sollte sich vielleicht generell vom Büchermarkt fernhalten."
Regisseur Werner Herzog hätte sich vielleicht besser von New Orleans ferngehalten, das vor vier Jahren von Hurrikan Katrina heimgesucht wurde. Jedenfalls buhten die Journalisten Herzog bei den Filmfestspielen in Venedig aus: für seinen neuen Film "Bad Lieutenant: Port of Call New Orleans". Nicholas Cage spielt darin einen Polizisten, der aus der Bahn geraten und drogenabhängig ist. Ein Remake von Abel Ferraras "Bad Lieutenant", den Werner Herzog angeblich nicht kennt, was Ferrara dazu veranlasste, Herzog einen "langen, qualvollen Tod" zu wünschen. Ein "bizarrer Bastard", das ist der Film in den Augen von SZ-Kritiker Tobias Kniebe. Und Michael Althen fragte sich in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG, ob mit Werner Herzog "die Gäule durchgegangen" seien.
"Der Held löst den Fall, die Prostituierte wird schwanger, die Alkoholiker werden trocken … und alle Menschen werden Brüder."
Und das kann böse enden: wie wir von den Oasis-Brüdern wissen.