Von Linsen, Wachsprints und heiligen Kühen

Altbewährtes, neu entdeckt

Illustration von Gegenständen aus der Moderne, gegenübergestellt denen aus der Vergangenheit: Computer/Schreibmaschine, Telefon mit Wählscheibe/Smartphone, Papierkalender/Tablet usw.
Ob Telefon oder Schreibmaschine: Vieles, was aus der Mode gekommen scheint, kehrt in neuem Gewand wieder. © Getty Images/iStockphoto
Moderation: Susanne Balthasar · 14.11.2020
Auf Altbewährtes greifen wir gerne zurück. Nicht nur in Krisenzeiten. Und was uns schon länger begleitet, kehrt wieder, wenn auch in anderer Form: wie der Glaube an die heilige Kuh in Indien, Wachsprints in Kenia, alte Linsensorten oder das Fahrrad.
Die heilige Kuh liefert in Indien schon immer allerhand, Milch für Joghurt und Butter, Urin für Cremes und Kuhfladen, um Häuser zu isolieren. Neuerdings sollen ihre Ausscheidungen allerdings auch Wunder wirken. Viele Inder glauben, wer ihren Urin trinkt und in ihrem Dung badet, ist gegen Corona geschützt. Und kleine Chips aus getrockneten Kuhfladen sollen in der Smartphone-Hülle gegen Handystrahlung schützen.
Ein echtes Revival hat dieses Jahr das Fahrrad erlebt. Nicht nur in Peking oder Berlin, wo es schon lange zum Straßenbild gehört, verdichten sich die Scharen der Zweiradfahrer, auch in New York, wo bisher nur rund zehn Prozent der Bevölkerung regelmäßig in die Pedale tritt, wird der Drahtesel immer beliebter. Selbst New Yorker, die nie gelernt haben, Rad zu fahren, lernen jetzt in Erwachsenenkursen die Balance zu halten und sich für die Straße zu wappnen.

Wiedergeburt einer alten Linsensorte

Der Landwirt Lutz Mammel erzählt uns von der Rückkehr der Linse auf die Schwäbische Alb. Bis Ende der 50er-Jahre wurden die Früchte hier angebaut. Aber weil der Anbau zu mühsam und der Ertrag zu gering war, verschwanden die alten Sorten irgendwann spurlos. Bis Jahre später Samen in einer Genbank in Sankt Petersburg auftauchten. Lutz Mammel und sein Vater brachten die Linsen wieder auf den Acker.
In Kenia haben Modedesigner die traditionellen Wachsprints wiederentdeckt. Aus den bunt bedruckten Baumwollstoffen, die sich Frauen bisher hauptsächlich um Körper und Kopf gewickelt haben, machen sie Biker- und Bomberjacken, Hoodies und kurze Röcke und entwerfen eine neue afrikanische Ästhetik, die mittlerweile auch in Deutschland angekommen ist.
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