Von Klaus Pokatzky
Die „FAZ“ sinniert angesichts der Listen von vermeintlichen Steuerhinterziehen darüber, wem es nun an den Kragen gehen wird. Die Feuilletons kommentieren die Tatsache, dass der Brockhaus-Verlag sein Lexikon ab Mai frei ins Internet stellen wird.
" Klaus Zumwinkel kommt in Liechtenstein an den Bankschalter und sagt, er möchte ein Konto eröffnen. "
Das lasen wir in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG.
" Wie viel er denn einzahlen möchte, fragt der Beamte, und Zumwinkel murmelt etwas von einer Million. „Sie können ruhig lauter reden“, sagt da der Beamte, „Armut schändet nicht.“ "
Edo Reents wird im Zentralorgan des gebildeten Kapitalisten gallenhumorig und grundsätzlich:
" Ein Witz ist es auch, dass nun so getan wird, als wäre schon wieder ein Vorbild demontiert worden. Niemand, der halbwegs bei Sinnen ist, sucht sich seine Vorbilder in den beiden Bereichen, die sowieso als schmutziges Geschäft gelten: Politik und Wirtschaft. Wozu braucht man als erwachsener Mensch überhaupt welche? "
Weil wir dann im Leben nach dem Guten, Wahren, Schönen streben können, könnten wir jetzt einwenden – weil die Welt dann etwas wärmer wird.
" Die Gier. Die Zügellosigkeit. Die Wirtschaftsordnung im digitalen Zeitalter. Die sind schuld. "
Ruft uns da die neue FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG zu und gerät ins Sinnieren angesichts der Listen von vermeintlichen Steuerschiebern, denen es in der kommenden Woche mit Razzien an den nicht mehr ganz so weißen Kragen gehen soll.
" Welche Namen verträgt die Republik?, " fragt Nils Minkmar. " Sind es biedere Onkel Dagoberts, die in Metzgereimillionen einen Hauch von ewigem Leben erkennen? Oder moralische Autoritäten, Personen des öffentlichen Lebens, Bundesverdienstkreuzträger? Bis die Namen bekannt sind, hängt die Republik in der Schwebe, kein gutes Gefühl. Diese Listen können das pure Gift sein. "
Onkel Dagobert bitten wir hier aus dem Spiel zu lassen. Onkel Dagobert hat es nicht einfach, seine Quadrillionen gegen die Panzerknacker zu verteidigen und Onkel Dagobert ist sicherlich auch kein einfacher Mensch – aber Steuern hat er noch nie hinterzogen. Gibt es in Entenhausen überhaupt ein Finanzamt?
" Er ist ja so klein! So klein sieht er in seinen Filmen gar nicht aus. "
Diesen Seufzer der Verwunderung entnahmen wir dem Berliner TAGESSPIEGEL – aus seiner Berlinale-Reihe STERNGucker, in der ganz normale Menschen wie du und ich und Herr Zumwinkel und Dagobert Duck beschreiben durften, weshalb sie sich in den zurückliegenden Tagen an den roten Teppichen der Hauptstadt postierten, um ihre Filmstars zu begucken. Claire Smith aus Macclesfield in der Nähe von Manchester wunderte sich über den so kleinen Schauspieler Ben Kingsley, ihren Landsmann.
Und die Wochenzeitung DIE ZEIT litt gemeinsam mit Theo Leipert, dem „Herrn des roten Teppichs“, der auf der Berlinale das Beschreiten desselben organisiert und verhindert, das solche Leute wie Claire Smith aus Macclesfield in der Nähe von Manchester ihn betreten.
" Leiperts Verhältnis zum Publikum ist zwiespältig, " schrieb Christof Siemes in der ZEIT. " Zum einen geschieht das alles hier nur für die Zuschauer, zum anderen ist es ein permanenter Gefahrenherd. 2004, in Leiperts erstem Jahr, machten 20 nackte Studenten auf seinem Teppich La Ola, um gegen Sparmaßnahmen zu demonstrieren. "
Gespart wird überall. Der eine spart an seiner Steuer, der andere beim Bucheinkauf. Das hat auch jener Verlag zu spüren bekommen, der ein Synonym für Lexikon ist wie Tempo für das Papiertaschentuch oder Nivea für die Heilsalbe.
" Der Brockhaus-Verlag stellt seine komplette, multimedial aufgerüstete „Brockhaus Enzyklopädie“ ab Mai frei ins Internet. "
Das war etwa in der Tageszeitung DIE WELT zu lesen.
" Es sei nicht sicher, ob es noch eine 22. Auflage der „Brockhaus Enzyklopädie“ geben werde. "
Denn die 21. in der gedruckten Version hat sich schon schlecht genug verkauft. Und so zieht also nun unser guter alter Brockhaus aus seinen ledernen Buchrücken in die virtuelle Welt, finanziert da durch Reklame.
" Jetzt geht er ein in das Reich der toten Bücher, "
klagte im TAGESSPIEGEL Caroline Fetscher und erinnerte an die guten alten Zeiten, als der Brockhaus half,
" wenn beim Scrabble Streit um ein Wort entbrannte oder der weltreisende Neffe eine Postkarte aus einem exotischen Ort schickte, von dem man noch nie gehört hatte. "
Und in der FRANKFURTER RUNDSCHAU verfasste Manfred Schneider den Nachruf:
" Das Buch als Leitmedium der Aufklärung, des politischen Fortschritts und als Institution eines Wissens, das aus den dicken, mit Leder eingeschlagenen Bänden sowohl Solidität als auch Zeitresistenz sprechen lässt, tritt in den Schatten der neuen Götter, die Schnelligkeit, Aktualität und Multimedia heißen. "
Und wo bleibt das Positive?
" Und die Deutschen haben doch Humor! "
Das rief uns in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG Joachim Kaiser zu. Er war der Glückliche, der die Laudatio auf Loriot halten durfte, als dem der Kulturelle Ehrenpreis der Stadt München verliehen wurde – übrigens nicht zuletzt ein großer Verkörperer des Steuer zahlenden deutschen Unternehmertums, unser Loriot: des Direktors Heinrich Lohse von der Deutschen Röhren AG oder des Direktors Melzer der Vereinigten Europa Trikotagen GmbH, Arosa Schlitz verstärkt mit halbem Arm.
" Dass seine Sachen so unfehlbar wirken, quer durch die Gesellschaft, bei Rechten und Linken, Armen und Reichen, sollte man nicht nur als populären Millionenerfolg bestaunen. Sein Ruhm bezeugt nämlich auch etwas durchaus Positives, Ermutigendes, ja Politisches über den vielgelästerten deutschen Nationalcharakter. "
So sprach Joachim Kaiser, ein Urgestein des noblen Feuilletons wie der Herr von Bülow eine feste Burg des feinsinnigen Humors ist oder „ein Preuße, wie Gott ihn träumt“, wie Joachim Kaiser ausgerechnet in der Hauptstadt Bajuwariens meinte:
" Nachdenklich, schönheitsbesessen, leise, höflich, nur fast nebenher unerbittlich. "
Und dann noch ein Lob für uns alle – die der große Loriot gelehrt hat, über uns selber zu lachen:
" Wir Deutschen machten unseren nobelsten und perfektesten, niemals affig-exzentrisch-wirkungsgeilen Humoristen zum beliebtesten Entertainer. "
Holleridudödeldu. Zweites Futur bei Sonnenaufgang.
Das lasen wir in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG.
" Wie viel er denn einzahlen möchte, fragt der Beamte, und Zumwinkel murmelt etwas von einer Million. „Sie können ruhig lauter reden“, sagt da der Beamte, „Armut schändet nicht.“ "
Edo Reents wird im Zentralorgan des gebildeten Kapitalisten gallenhumorig und grundsätzlich:
" Ein Witz ist es auch, dass nun so getan wird, als wäre schon wieder ein Vorbild demontiert worden. Niemand, der halbwegs bei Sinnen ist, sucht sich seine Vorbilder in den beiden Bereichen, die sowieso als schmutziges Geschäft gelten: Politik und Wirtschaft. Wozu braucht man als erwachsener Mensch überhaupt welche? "
Weil wir dann im Leben nach dem Guten, Wahren, Schönen streben können, könnten wir jetzt einwenden – weil die Welt dann etwas wärmer wird.
" Die Gier. Die Zügellosigkeit. Die Wirtschaftsordnung im digitalen Zeitalter. Die sind schuld. "
Ruft uns da die neue FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG zu und gerät ins Sinnieren angesichts der Listen von vermeintlichen Steuerschiebern, denen es in der kommenden Woche mit Razzien an den nicht mehr ganz so weißen Kragen gehen soll.
" Welche Namen verträgt die Republik?, " fragt Nils Minkmar. " Sind es biedere Onkel Dagoberts, die in Metzgereimillionen einen Hauch von ewigem Leben erkennen? Oder moralische Autoritäten, Personen des öffentlichen Lebens, Bundesverdienstkreuzträger? Bis die Namen bekannt sind, hängt die Republik in der Schwebe, kein gutes Gefühl. Diese Listen können das pure Gift sein. "
Onkel Dagobert bitten wir hier aus dem Spiel zu lassen. Onkel Dagobert hat es nicht einfach, seine Quadrillionen gegen die Panzerknacker zu verteidigen und Onkel Dagobert ist sicherlich auch kein einfacher Mensch – aber Steuern hat er noch nie hinterzogen. Gibt es in Entenhausen überhaupt ein Finanzamt?
" Er ist ja so klein! So klein sieht er in seinen Filmen gar nicht aus. "
Diesen Seufzer der Verwunderung entnahmen wir dem Berliner TAGESSPIEGEL – aus seiner Berlinale-Reihe STERNGucker, in der ganz normale Menschen wie du und ich und Herr Zumwinkel und Dagobert Duck beschreiben durften, weshalb sie sich in den zurückliegenden Tagen an den roten Teppichen der Hauptstadt postierten, um ihre Filmstars zu begucken. Claire Smith aus Macclesfield in der Nähe von Manchester wunderte sich über den so kleinen Schauspieler Ben Kingsley, ihren Landsmann.
Und die Wochenzeitung DIE ZEIT litt gemeinsam mit Theo Leipert, dem „Herrn des roten Teppichs“, der auf der Berlinale das Beschreiten desselben organisiert und verhindert, das solche Leute wie Claire Smith aus Macclesfield in der Nähe von Manchester ihn betreten.
" Leiperts Verhältnis zum Publikum ist zwiespältig, " schrieb Christof Siemes in der ZEIT. " Zum einen geschieht das alles hier nur für die Zuschauer, zum anderen ist es ein permanenter Gefahrenherd. 2004, in Leiperts erstem Jahr, machten 20 nackte Studenten auf seinem Teppich La Ola, um gegen Sparmaßnahmen zu demonstrieren. "
Gespart wird überall. Der eine spart an seiner Steuer, der andere beim Bucheinkauf. Das hat auch jener Verlag zu spüren bekommen, der ein Synonym für Lexikon ist wie Tempo für das Papiertaschentuch oder Nivea für die Heilsalbe.
" Der Brockhaus-Verlag stellt seine komplette, multimedial aufgerüstete „Brockhaus Enzyklopädie“ ab Mai frei ins Internet. "
Das war etwa in der Tageszeitung DIE WELT zu lesen.
" Es sei nicht sicher, ob es noch eine 22. Auflage der „Brockhaus Enzyklopädie“ geben werde. "
Denn die 21. in der gedruckten Version hat sich schon schlecht genug verkauft. Und so zieht also nun unser guter alter Brockhaus aus seinen ledernen Buchrücken in die virtuelle Welt, finanziert da durch Reklame.
" Jetzt geht er ein in das Reich der toten Bücher, "
klagte im TAGESSPIEGEL Caroline Fetscher und erinnerte an die guten alten Zeiten, als der Brockhaus half,
" wenn beim Scrabble Streit um ein Wort entbrannte oder der weltreisende Neffe eine Postkarte aus einem exotischen Ort schickte, von dem man noch nie gehört hatte. "
Und in der FRANKFURTER RUNDSCHAU verfasste Manfred Schneider den Nachruf:
" Das Buch als Leitmedium der Aufklärung, des politischen Fortschritts und als Institution eines Wissens, das aus den dicken, mit Leder eingeschlagenen Bänden sowohl Solidität als auch Zeitresistenz sprechen lässt, tritt in den Schatten der neuen Götter, die Schnelligkeit, Aktualität und Multimedia heißen. "
Und wo bleibt das Positive?
" Und die Deutschen haben doch Humor! "
Das rief uns in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG Joachim Kaiser zu. Er war der Glückliche, der die Laudatio auf Loriot halten durfte, als dem der Kulturelle Ehrenpreis der Stadt München verliehen wurde – übrigens nicht zuletzt ein großer Verkörperer des Steuer zahlenden deutschen Unternehmertums, unser Loriot: des Direktors Heinrich Lohse von der Deutschen Röhren AG oder des Direktors Melzer der Vereinigten Europa Trikotagen GmbH, Arosa Schlitz verstärkt mit halbem Arm.
" Dass seine Sachen so unfehlbar wirken, quer durch die Gesellschaft, bei Rechten und Linken, Armen und Reichen, sollte man nicht nur als populären Millionenerfolg bestaunen. Sein Ruhm bezeugt nämlich auch etwas durchaus Positives, Ermutigendes, ja Politisches über den vielgelästerten deutschen Nationalcharakter. "
So sprach Joachim Kaiser, ein Urgestein des noblen Feuilletons wie der Herr von Bülow eine feste Burg des feinsinnigen Humors ist oder „ein Preuße, wie Gott ihn träumt“, wie Joachim Kaiser ausgerechnet in der Hauptstadt Bajuwariens meinte:
" Nachdenklich, schönheitsbesessen, leise, höflich, nur fast nebenher unerbittlich. "
Und dann noch ein Lob für uns alle – die der große Loriot gelehrt hat, über uns selber zu lachen:
" Wir Deutschen machten unseren nobelsten und perfektesten, niemals affig-exzentrisch-wirkungsgeilen Humoristen zum beliebtesten Entertainer. "
Holleridudödeldu. Zweites Futur bei Sonnenaufgang.