Von Kaugummis, Karotten und Ex-Kolonien

Moderation: Mandy Schielke · 16.10.2011
Das Neonlicht schaut sich in dieser Woche auf den Straßen unserer Metropolen um: Es besichtigt neue Ausstellungsflächen der Streetart, geht in Hamburg dem Kreidezeichen der Karotte nach und fragt nach dem politischen Gehalt sogenannter Carrot-Mobs. In Lissabon kaufen schwerreiche Angolaner ganze Straßenzüge leer und pumpen damit Geld in Portugals marode Wirtschaft. Und wir besuchen einen Regisseur in Berlin Moabit.
Kaugummi-Kunst
Von Ruth Rach
Grau sind sie und hässlich die festgetretenen Kaugummis, die in jeder Großstadt den Asphalt verunzieren. Etwas anders sieht das allerdings der britische Streetart-Künstler Ben Wilson. Er nutzt die runden Flatschen am Boden als Leinwände für seine knallbunten Minibilder. Über 8000 kleine Gemälde sind so schon entstanden. Im Internet hat Wilson längst Tausende von Fans. Aber auch in seinem Wohnviertel in Nordlondon ist er eine – fast bei allen - beliebte Figur.

Kolonie Lissabon
Von Tilo Wagner
Angolas Wirtschaft boomt schon eine Weile dank des lukrativen Verkaufs von Öl- und Rohstoffreserven. Die Hauptstadt Luanda ist gut zum Arbeiten, aber so richtig leben lässt es sich nicht in der teuersten Stadt der Welt. Viele wohlhabende Angolaner jetten deshalb regelmäßig nach Lissabon: Zum Feiern, einkaufen und Immobilien sammeln. Die lokalen Partymacher und Konsumtempel haben sich längst spezialisiert auf die exklusive Nachfrage der Angolaner. Und so hilft die ehemalige Kolonie dem maroden Portugal nun, den durch die Finanzkrise verursachten Konsumeinbruch ein wenig abzufedern.

Aufstand der Karotten
Von Carola Hoffmeister
Carrotmob – Karotten-Meute – heißt eine neue globale Bewegung, bei der Verbraucher wie Heuschrecken in ein Geschäft einfallen und die Regale leershoppen. Der Ladeninhaber, der zuvor in einer Art Auktion ausgewählt wird, verspricht als Gegenleistung einen Teil seines erwirtschafteten Umsatzes in den klimafreundlichen Umbau seines Geschäfts zu investieren. Inzwischen finden Carrotmobs überall auf der Welt statt: in Helsinki Toronto, Kuala Lumpur, Melbourne oder auch Hamburg. Aber wie viel politisches Engagement steckt eigentlich hinter dem Aufstand der Konsumenten?

Moabit Vice
Von Gerd Brendel
Wer sich Sonny und Ricardo, die beiden Hauptfiguren aus der 80er-Jahre-Kultserie "Miami Vice" in Moabit vorstellt, begeht offensiven Stilbruch. Denn pastellfarbene Sakkos, Lederslipper ohne Socken oder Ray Ban Brillen wirken vor der Kulisse des Berliner Problembezirks mehr als trashig. In den fünfminütigen Moabit Vice-Episoden von Daniel Hyan haben die beiden undercover Polizisten deshalb den weißen Ferrari auch gegen einen klapprigen Peugeot eingetauscht. Und statt gegen Drogenbarone und Auftragskiller ermitteln sie hier gegen Handtaschendiebe, Müll-Touristen, Stalker oder gewaltverherrlichende Rapper.