Von Gerd Brendel
Die "Neue Zürcher Zeitung" lobt überschwänglich das neu eröffnete Musee des Arts Decorativ in Paris. In der "Berliner Zeitung" bezieht der Papst Prügel für seine Islam-kritischen Äußerungen und die "Welt" zieht ein positives Resümee des Berliner Literaturfestivals.
Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG macht mit der schönsten Schlagzeile des Tages auf:
"glanzvolle Wiedereröffnung: Tassen, Tapeten und Teddybären im Louvre."
Marc Zitzmann lobt überschwänglich das neu eröffnete Musee´ des Arts Decorativ in Paris als einen Showroom eklektischer Wohnzimmer, in denen alles von Neo-Gotik bis Neo-Maurisch Verwendung fand.
Alle, die nicht einen Ausflug in die "gute alte Zeit" nach Paris machen können, bleibt nichts anderes übrig, als sich mit den komplexen Ost-West Beziehungen auseinanderzusetzen: An die Wurzeln der Konflikte in der Gegenwart erinnert ein Artikel des spanischen Unesco-Botschafters Jose´ Maria´ Ridao in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG: Es geht um die Deutung der Landesgeschichte vor der Reconquista: Wer vom "Arabischen Spanien" spricht, unterstellt Fremdherrschaft, wer dagegen lieber vom muslimischen Spanien spricht, geht von einer Bevölkerung aus, die nicht notwendig befreit werden musste. Also Vorsicht, wenn Geschichte Argumente für die Jetzt-Zeit liefern soll.
"Die politischen Entscheidungen, die die heutigen Probleme lösen sollen, richten sich nicht nach der Geschichte, sondern die Geschichte wird geschrieben, um die aktuellen politischen Entscheidungen zu legitimieren,"
stellt Ridao am Ende resigniert fest.
Ein Satz, den Benedikt XVI. sicher unterschreiben würde, nach der Prügel, die er für sein Zitat aus einer interreligiösen Diskussion über den angeblich inhumanen Islam, einstecken musste. Arno Widmann prügelt in der BERLINER ZEITUNG weiter. Er erinnert an die Vorgänger seiner Heiligkeit,
"die zu Heiligen Kriegen – die immer Massaker waren an Moslems, Hussiten, Albigensern – aufgerufen hatten und den raubenden und mordenden Heeren Vergebung der Sünden und ewiges Leben versprachen."
An Benedikts unmittelbaren Vorgänger erinnert dagegen Alexander Kissler in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG" und würdigt die "neue Streitkultur " des Papstes.
Nicht die gemeinsamen Show-Auftritte von Johannes Paul mit Vertretern der Weltreligionen – alle im Gebet vereint- seien seine Stärke, sondern ein "Realismus der Differenz". Kissler erinnert statt an Religionsdisputationen an ein Stück Traumliteratur: Dreihundert Jahre vor Lessing träumte von Nikolaus von Kues von einem himmlischen Konzil aller Religionen und Nationen.
"Sie wurden durch den göttlichen Logos zur Erkenntnis geführt.
Bis dahin aber, lässt sich folgern, müssen die Menschen ringen um das rechte Wort und streiten um bessere Einsicht,"
zitiert er Kues.
Und besser als katholische Theologen eignen sich Schriftsteller als Wahrheitsringer.
Zum Beispiel auf dem gerade zu Ende gegangenen Berliner Literaturfestival: Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG lobt das Festival als "eine Romanze der Kulturen", in der zarte Knospen der Völkerverständigung blühen, wenn etwa der Algerier Yasmina Khadra daran erinnert, dass die Zivilbevölkerung im Irak und in Afghanistan unter islamistischen Terror viel mehr leide als der Westen. Und die WELT lobt:
"Festivalmacher Schreiber holt die Literaturwelt nach Berlin und nicht jene, mit deren Kenntnis man zwischen zwei Canapeé-Häppchen einen guten Eindruck machen kann."
Für die gibt es eine Rezension im neuen SPIEGEL: Dort bespricht Elke Schmitter das neuste Werk des Philosophen und grantelnden Welterklärers Peter Sloderdijk. "Zorn und Zeit". Sloderdijk interpretiert den Zorn als eigentliche Triebfeder der Geschichte. Vom Jähzorn der antiken Helden bis zur Massenraserei von Rotgardisten.
"Wer dieses Buch gelesen hat, ist über die Vergangenheit klüger geworden,"
schreibt die Rezensentin,
"und gedanklich besser gerüstet für das, was hoffentlich nicht geschieht."
und natürlich bestens gerüstet für das nächste Cocktail-Schnittchen-Gespräch.
"glanzvolle Wiedereröffnung: Tassen, Tapeten und Teddybären im Louvre."
Marc Zitzmann lobt überschwänglich das neu eröffnete Musee´ des Arts Decorativ in Paris als einen Showroom eklektischer Wohnzimmer, in denen alles von Neo-Gotik bis Neo-Maurisch Verwendung fand.
Alle, die nicht einen Ausflug in die "gute alte Zeit" nach Paris machen können, bleibt nichts anderes übrig, als sich mit den komplexen Ost-West Beziehungen auseinanderzusetzen: An die Wurzeln der Konflikte in der Gegenwart erinnert ein Artikel des spanischen Unesco-Botschafters Jose´ Maria´ Ridao in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG: Es geht um die Deutung der Landesgeschichte vor der Reconquista: Wer vom "Arabischen Spanien" spricht, unterstellt Fremdherrschaft, wer dagegen lieber vom muslimischen Spanien spricht, geht von einer Bevölkerung aus, die nicht notwendig befreit werden musste. Also Vorsicht, wenn Geschichte Argumente für die Jetzt-Zeit liefern soll.
"Die politischen Entscheidungen, die die heutigen Probleme lösen sollen, richten sich nicht nach der Geschichte, sondern die Geschichte wird geschrieben, um die aktuellen politischen Entscheidungen zu legitimieren,"
stellt Ridao am Ende resigniert fest.
Ein Satz, den Benedikt XVI. sicher unterschreiben würde, nach der Prügel, die er für sein Zitat aus einer interreligiösen Diskussion über den angeblich inhumanen Islam, einstecken musste. Arno Widmann prügelt in der BERLINER ZEITUNG weiter. Er erinnert an die Vorgänger seiner Heiligkeit,
"die zu Heiligen Kriegen – die immer Massaker waren an Moslems, Hussiten, Albigensern – aufgerufen hatten und den raubenden und mordenden Heeren Vergebung der Sünden und ewiges Leben versprachen."
An Benedikts unmittelbaren Vorgänger erinnert dagegen Alexander Kissler in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG" und würdigt die "neue Streitkultur " des Papstes.
Nicht die gemeinsamen Show-Auftritte von Johannes Paul mit Vertretern der Weltreligionen – alle im Gebet vereint- seien seine Stärke, sondern ein "Realismus der Differenz". Kissler erinnert statt an Religionsdisputationen an ein Stück Traumliteratur: Dreihundert Jahre vor Lessing träumte von Nikolaus von Kues von einem himmlischen Konzil aller Religionen und Nationen.
"Sie wurden durch den göttlichen Logos zur Erkenntnis geführt.
Bis dahin aber, lässt sich folgern, müssen die Menschen ringen um das rechte Wort und streiten um bessere Einsicht,"
zitiert er Kues.
Und besser als katholische Theologen eignen sich Schriftsteller als Wahrheitsringer.
Zum Beispiel auf dem gerade zu Ende gegangenen Berliner Literaturfestival: Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG lobt das Festival als "eine Romanze der Kulturen", in der zarte Knospen der Völkerverständigung blühen, wenn etwa der Algerier Yasmina Khadra daran erinnert, dass die Zivilbevölkerung im Irak und in Afghanistan unter islamistischen Terror viel mehr leide als der Westen. Und die WELT lobt:
"Festivalmacher Schreiber holt die Literaturwelt nach Berlin und nicht jene, mit deren Kenntnis man zwischen zwei Canapeé-Häppchen einen guten Eindruck machen kann."
Für die gibt es eine Rezension im neuen SPIEGEL: Dort bespricht Elke Schmitter das neuste Werk des Philosophen und grantelnden Welterklärers Peter Sloderdijk. "Zorn und Zeit". Sloderdijk interpretiert den Zorn als eigentliche Triebfeder der Geschichte. Vom Jähzorn der antiken Helden bis zur Massenraserei von Rotgardisten.
"Wer dieses Buch gelesen hat, ist über die Vergangenheit klüger geworden,"
schreibt die Rezensentin,
"und gedanklich besser gerüstet für das, was hoffentlich nicht geschieht."
und natürlich bestens gerüstet für das nächste Cocktail-Schnittchen-Gespräch.