Von der Kabarettistin zur Trauerrednerin

Humor hilft - auch Trauernden

07:51 Minuten
Porträt der Stuttgarter Kabarettistin und Trauerrednerin Sabine Schief.
Sabine Schief: in zwei Welten zuhause. © Copyright: Sabine Schief
Sabine Schief im Gespräch mit Liane von Billerbeck · 19.07.2021
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Die Kabarettistin Sabine Schief hat während der Pandemie einen zweiten Beruf ergriffen, den der Trauerrednerin. Anstatt die Menschen auf der Bühne zum Lachen zu bringen, spendet sie ihnen nun Trost. Der Humor kommt trotzdem nicht zu kurz.
Die Kabarettistin Sabine Schief konnte wie viele andere Kulturschaffende auch wegen der Pandemie über einen langen Zeitraum nicht auftreten - und hat sich deswegen beruflich neu erfunden. Sie arbeitet jetzt als Trauerrednerin. Anstatt die Menschen auf der Bühne zum Lachen zu bringen, spendet sie ihnen Trost. Das sei gar nicht so weit weg voneinander, wie es auf den ersten Blick scheine, sagt die Stuttgarterin.
"Am meisten brauche ich den Austausch mit anderen Menschen", sagt Schief. Das müsse aber kein Applaus sein: "Ich muss sehen, dass ich Menschen etwas geben kann." Außerdem habe das Thema Tod sie schon länger beschäftigt, berichtet Schief. So sei sie dann aus dem Gefühl heraus, dass die Pandemie wohl länger andauern werde, auf den Beruf der Trauerrednerin gekommen.

Corona hat unser Leben verändert. Wir haben belastende Erfahrungen gemacht, aber auch Entwicklungen erlebt, die wir vielleicht gar nicht zurückdrehen wollen. Daher stellen wir vom 19. bis zum 25. Juli in unserem Programm die Frage: Was bleibt anders? Neben diesem Beitrag gibt es weitere:

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Um sich vorzubereiten, machte Schief erst einmal ein Praktikum bei zwei Bestatterinnen in Stuttgart. Diese gewährten ihr einen Einblick in alle Bereiche, auch zu Trauerfeiern durfte Schief mit. "Ich war sehr aufmerksam: Was hat den Angehörigen gut getan? Wie waren die Reden aufgebaut? Und ich habe mir überlegt: Wie würde ich es machen? Was würde mir gefallen, wenn ich jetzt da sitze, in meinem Schmerz und meiner Trauer? Was würde ich brauchen?"

"Mir ist wichtig, dass man mal lächeln kann"

Als Trauerrednerin mache sie natürlich keine Witze, das wäre "völlig unangebracht", sagt Schief. Doch es gehe ihr darum, auch die "heitere Seite des Lebens" herauszukehren. "Mir ist wichtig, dass man mal lächeln oder sogar lachen kann während der Trauerrede." Humor gehöre zum Leben, und es tue unheimlich gut, wenn dieser auch im Schmerz und in der Trauer möglich sei.
Inzwischen fühlt sich Schief in zwei Berufen zu Hause. Kabarett und Trauerrede: "Beides gehört zu mir." Sie hoffe, "dass beides so weitergehen darf". Im Moment stecke sie aber mehr Energie in die Trauerrednerin, weil es wohl auch im nächsten Jahr noch starke Einschränkungen in der Kulturbranche geben werde. In Innenräumen werden die Menschen wohl noch länger mit Maske sitzen, glaubt Schief. "Und ganz ehrlich: Von der Bühne runterzuschauen in Maskengesichter ist schrecklich."
(ahe)
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