Von der Hamburger Kunsthalle nach Potsdam

Ein guter Zeitpunkt für den Wechsel

Christoph Martin Vogtherr, neuer Chef der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg
Christoph Martin Vogtherr ist ab Februar der neue Chef der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. © Christian Charisius / dpa
Christoph Vogtherr im Gespräch mit Marietta Schwarz · 24.01.2019
Nach rund zwei Jahren als Leiter der Hamburger Kunsthalle wechselt Christoph Vogtherr nach Potsdam und wird Chef der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Die Hamburger Kunsthalle sei zukünftig gut aufgestellt, sagt der Kunsthistoriker.
Der Abschied als Leiter der Hamburger Kunsthalle sei ihm außerordentlich schwergefallen, sagte Kunsthistoriker Christoph Vogtherr im Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur. Aber die neue Aufgabe als Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten in Potsdam passe besonders zu ihm:
"Es ist die einzige Position in Deutschland, die mich auch von Hamburg aus gereizt hat, weil sie so eng mit meiner eigenen Biographie und meiner eigenen Forschung zusammenhängt."
Zeit seines Lebens habe er sich sehr viel mit den Preußischen Schlössern und mit dem 18. und 19. Jahrhundert beschäftigt. Zudem interessiere er sich schon lange für Fragen zur historischen Identität und Geschichtsbildern. Es gehe in Potsdam nicht nur um das Bewahren.
"Es geht um die Frage des ehemaligen Preußen und heutigen Deutschland in Europa - und dessen Platz. Denn die Hofkultur war eine sehr internationale Angelegenheit. Das war eine europäische Vernetzung. Und es war teilweise auch eine globale Vernetzung. Da können wir noch ganz viel davon lernen und auch solche Geschichtsbilder diskutieren, die sich in den Schlössern spiegeln."

Zum ersten Mal wieder schwarze Zahlen

Die Verantwortung für die Hamburger Kunsthalle weiterzugeben, um nach Potsdam zu kommen, finde zu einem guten Zeitpunkt statt. Denn die Kunsthalle schreibe 2018 zum ersten Mal wieder schwarze Zahlen, nachdem die Kultureinrichtung mit abnehmenden Besucherzahlen und Millionendefiziten gekämpft hatte.
"Nach dem Umbau hat uns hier die finanzielle Situation lange beschäftigt, da mussten wir erstmal wieder viel aufräumen und geraderücken."
Wie viele Museen in Deutschland seien auch die Hamburger Museen strukturell unterfinanziert.
"Das heißt, sie schaffen es in guten Jahren gerade so auf die schwarze Null zu kommen. Um mehr Denkraum und Aktionsfreiheit zu schaffen, müsste die Grundversorgung der Museen aufgestockt werden."

Private Geldgeber unterstützen Sonderprojekte

Die Kunsthalle sei ausgesprochen erfolgreich im Anwerben von Drittmitteln. Hamburg habe zudem eine sehr schöne und bewundernswerte Tradition von privater Unterstützung und die Förderung durch örtliche Stiftungen.
"Da haben wir eine sehr gute Landschaft, die uns auch sehr hilft. Die Grundversorgung wird von solchen Helfern normalerweise nicht übernommen, weil die den richtigen Eindruck haben, dass sie nicht für die laufenden Kosten des Museums zuständig sind, sondern für die Sonderprojekte."
Dass die Zahl der Besucher im vergangenen Jahr um 20.000 zurückgegangen sei, mache ihn nicht glücklich, sei aber auch der besonderen Situation geschuldet: "Wir haben in den letzten zwei Jahren an einer mittelfristigen Ausstellungsplanung gearbeitet. Das lag daran, dass durch den Umbau sehr viele Kräfte gebunden waren und eine langfristige Planung zu der Zeit nicht möglich war."

Den Stellenwert der Kunsthalle bewusst machen

Und man werde demnächst eine große Image-Kampagne zum Jubiläumsjahr der Kunsthalle starten: "Wir haben festgestellt, dass die Kunsthalle mit ihren Meisterwerken überregional und international nicht in der Weise bekannt ist, wie sie es verdient."
Die Hauptwerke der Kunstwerke seien sehr bekannt, wie beispielsweise Caspar David Friedrichs "Wanderer im Nebelmeer".
"Die Wenigsten wissen, dass das Bild in Hamburg ist. Das heißt, wir haben eine ganze Kampagne gestartet, in der es um den Einsatz unserer Meisterwerke in der Außendarstellung geht, um das sehr viel stärker mit dem Haus zu verbinden."
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