Von billigen Jakobs und Computern

Von Bernd Sobolla · 06.10.2005
Jahrhunderts, dessen Bilder erst Hochleistungscomputer zum Laufen brachten. Denn animierte Bilder können im Grunde genommen einfach als Trickaufnahmen bezeichnet werden. Und die sind so alt wie das Kino.
Bereits 1899 animiert der Brite Arthur Melbourne-Cooper Streichhölzer zu sich bewegenden Figuren durch Anhalten und Weiterkurbeln der Filmkamera. "Matches: An Appeal" heißt das Werk, das als erster Animationsfilm gilt. Zum ersten Zeichentrickfilmer wird der Franzose Emile Cohl, der 1908 Figuren Phase für Phase auf Papier zeichnet, und sie in dem Film "Fantasmagorie" kleine Abenteuer erleben lässt. In Deutschland sind es die Avantgardefilmemacher Walter Ruttmann oder Hans Richter, die in den 20er Jahren die Blütezeit des Animationsfilms einläuten, zu der auch die Silhouettenfilme von Lotte Reiniger zählen. Nach dem zweiten Weltkrieg ist der deutsche Animationsfilm jedoch relativ unbedeutend. Vor allem im Vergleich zu den USA. Dort ist es der ehemalige Werbezeichner Walt Disney, der bereits 1922 kurze Märchenfilme herstellt. Ein Jahr später feiert Disney mit der Serie "Alice in Cartoonland" seinen ersten kommerziellen Erfolg und richtet sich ein Studio in Hollywood ein. 1928 entwickelt er "Mickey Mouse", die Kult-Comik-Figur schlechthin, der mit Goofy und Donald Duck weitere folgen. Da die kurzen Trickfilme aber nur im Vorprogramm der Kinos laufen, ist ihr Erfolg vom Hauptfilm abhängig. Um sich davon frei zu machen, produziert Disney "Schneewittchen und die sieben Zwerge", den ersten abendfüllenden Zeichentrickfilm, der 1937 ins Kino kommt. Damit entwickelt sich der Animationsfilm zu einer eigenständigen Filmindustrie. Walt Disney stirbt 1966 kurz vor der Fertigstellung von "Das Dschungelbuch", einem der erfolgreichsten Werke der Filmgeschichte.

Im Deutschland sind es nach dem Krieg eher animierte Puppen- und Marionetten, die auf sich aufmerksam machen. Im Westen steht dafür die Augsburger Puppenkiste, die 1948 als Premiere "Der gestiefelte Kater" aufführt. Die Figuren "Kaspar", "Urmel aus dem Eis" und "Jim Knopf" folgen. 1953 engagiert der Nordwestdeutsche Rundfunk erstmals die Augsburger Puppenkiste, um "Peter und der Wolf" fürs Fernsehen zu drehen. Im Osten wird 1955 das Dresdener Trickfilmstudio gegründet, wo zunächst Märchen-, Puppen- und Zeichentrickfilme fürs Kino produziert werden, später dann auch fürs Fernsehen, u.a. das Sandmännchen, das als Kultfigur die Wiedervereinigung und den Zusammenbruch des Studios überlebt. Dazu der Filmwissenschaftler Ralf Schenk.

Ralf Schenk: "Das Dresdener Trickfilmstudio ist eigentlich eine Trick-Manufaktur. Es ist keine Trickfabrik in dem Sinn. Dort hat man wirklich nicht mit Computertechnik gearbeitet, sondern es war alles Handarbeit. "

In den USA hingegen produziert die Firma Touchstone 1982 erstmals Filmbilder am Computer für den Film "Tron". Und George Lucas präsentiert 1995 mit "Toy Story" den ersten vollständig am Computer entstandenen Film. Aber auch deutsche Filmemacher kreieren erfolgreiche Kino-Animationsfilme wie "Till Eulenspiegel", "Lauras Stern" oder "Der kleine Eisbär".

Der kleine Eisbär: "Hey, was machen wir denn heute? Ich weiß was, wir können zur Polarstation und herausfinden, was die Menschen eigentlich am Pol suchen. Au, ja! Das wollte ich immer schon. "

In den USA ist es vor allem der Produzent Jeffrey Katzenberg der den Animationsfilm vorantreibt. Unter seiner Führung entstehen Werke wie "König der Löwen" oder auch "Shreg".

Jeffrey Katzenberg: "Was die Entwicklung der Computeranimation betrifft, glaube ich, dass wir gerade erst den Anfang davon erleben. "
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