Von Adelheid Wedel

In der "TAZ" klärt der iranisch-deutsche Publizist Bahman Nirumand über die Hintergründe der Verurteilung des renommierten iranischen Filmemachers Jafar Panahi zu sechs Jahren Gefängnis und 20 Jahren Berufs- und Reiseverbot auf. Unter der Überschrift "Der Riese erwacht" lenkt die "Welt" ihren Blick nach Brasilien.
"In einer Kette von Repressionen gegen Künstler und Zensur im Iran bildet das Urteil gegen Jafar Panahi einen neuen Höhepunkt", "

schreibt der iranisch-deutsche Publizist Bahman Nirumand in der Berliner Tageszeitung TAZ. Wie jetzt bekannt wurde, hat ein iranisches Berufungsgericht trotz internationaler Proteste das Urteil gegen den renommierten Filmemacher bestätigt: sechs Jahre Gefängnis und 20 Jahre Berufs- und Reiseverbot. Dem 50-jährigen Regisseur wird vorgeworfen, "er habe mit seinen Propagandafilmen gegen die nationale Sicherheit verstoßen". Nirumand klärt uns über die Zusammenhänge im Hintergrund auf:

" "Im Iran geht ein Gespenst um, das Gespenst der sanften Revolution, die nach Meinung der Staatsführung vom Ausland gelenkt werde, um die islamische Republik zum Sturz zu bringen. Träger dieser Revolution seien gekaufte Kulturschaffende, die unterschwellig und unbemerkt von staatlichen Kontrollinstanzen mithilfe von Büchern, Filmen, Musik, Kunst und Zeitungen verderbliches westliches Gedankengut unter das Volk bringen."

Konservative iranische Politiker fordern, gegen diese Front mit aller Härte vorzugehen. Nirumand zitiert den iranischen Minister für Kultur und islamische Führung Mohammed Hosseini, der gesagt hat:

"Bücher sind Nahrung der Seele und müssen gesund sein."

Tausende, nach dieser Definition ungesunde Bücher liegen bei den Zensurbehörden und warten auf Freigabe. Außenminister Guido Westerwelle hat inzwischen Partei für Panahi ergriffen. Er forderte den Iran auf, das Urteil gegen den Regisseur sofort aufzuheben.

Die Zeitung DIE WELT lenkt unseren Blick nach Südamerika. Unter der Überschrift "Der Riese erwacht" beschreibt Hildegard Strausberg Brasilien als ein Land, das

"auf dem Weg in den Kreis der wichtigsten Länder der Welt ist und das sich sogar als Euro-Retter anbietet". "

Die Autorin belegt glaubhaft, dass dieser Gigant nicht mehr nur eine großartige Zukunft hat, wie es Stefan Zweig in seinem Bestseller "Brasilien – ein Land der Zukunft" vor fast 90 Jahren prophezeite, sondern dass Brasilien endlich in der Gegenwart angekommen ist.

" "Das fünftgrößte Land der Erde, fast 24 Mal so groß wie die Bundesrepublik, lebt im Hochgefühl eines wachsenden internationalen Bedeutungszuwachses. Umdenken ist angesagt", "

empfiehlt die Autorin und unterstützt das mit Fakten:

" "Brasilien ist inzwischen der drittgrößte Hersteller von Flugzeugen, der viertgrößte von Autos, das Land verfügt über 70 Flughäfen und die weltweit größten offshore-Vorkommen von Öl und Gas überhaupt."

Die in den 90er-Jahren begonnene Stabilitätspolitik wird heute ergänzt durch ein "wichtiges sozialpolitisches Programm". In den zurückliegenden Jahren gelang gut 40 Millionen Menschen der kontinuierliche Aufstieg in die Mittelschicht, der nun fast 60 Prozent der knapp 200 Millionen Brasilianer angehören.

"Wichtigster Treibriemen für das solide Wirtschaftswachstum des zurückliegenden Jahrzehnts wurde der riesige Rohstoffhunger Chinas."

Strausberg betont, dass Brasilien

"ein Land mit deutlicher Ausprägung einer westlichen Demokratie"

sei, und dass es

"kulturell und in seiner Werteskala stark mit Europa verbunden ist."

Großereignisse der nächsten Jahre werden das Land noch stärker in den Blickpunkt der Weltöffentlichkeit holen: 2014 die Fußballweltmeisterschaft, 2016 die Olympischen Spiele und davor der nächste katholische Weltjugendtag Mitte 2013.

Für den Auftritt von sechs Mitgliedern des MDR-Fernsehballetts bei der Geburtstagsgala von Tschetscheniens umstrittenem Präsidenten Ramsan Kadyrow findet die TAZ eine treffende Überschrift "Dirty Dancing" und kreiert mit "Faux pas de deux" ein weiteres hübsches Wortspiel. Der MDR hat die Geschäftsführung des Balletts aufgefordert,

"künftig intensiver zu prüfen, um welche Veranstaltung es sich handelt und wer letztlich der Veranstalter ist."

Guter Rat, diesmal kam er zu spät.