Vom Verbluten der Zeit

Von Peter Moritz Pickshaus · 16.06.2010
Erstaunlicherweise wird gerade von Fotografen der Versuch unternommen, Zeit zu beobachten, etwas Unsichtbares sichtbar zu machen. "Die Zeit ist das bedeutendste Thema der Fotografie", behauptet der Fotograf Michael Ruetz. "Ohne die Fotografie wüssten wir nur andeutungsweise etwas von der Zeit." In regelmäßigen Abständen fotografiert er seit 22 Jahren an 673 Orten in Europa die gleichen Motive.
Sein Kollege Nicholas Nixon verfolgt die Veränderungen seiner Frau und ihrer drei Schwestern und begleitet Aids-Kranke beim Sterben. Er sieht hin, wo der Betrachter wegschauen möchte, er beobachtet das Verbluten der Zeit, den Verlust des eigenen Lebens in den Gesichtern der anderen. Michael Ruetz: "Wir, nicht die Uhren, sind das Maß der Dinge und also auch das Maß der Zeit."

Regie: Nikolai von Koslowski
Darsteller: Peter Fricke, Krista Posch, Matthias Ponnier u.a.
Produktion: Südwestrundfunk 2009
Länge: 53’44

Peter Moritz Pickshaus, 1955 geboren, Studium der Freien Kunst und Psychologie. Schreibt Bücher und fürs Radio. Zuletzt: "Des Menschen Wolf - Robert Capa und die Kriegsfotografie” (NDR 2009).