Vom Umgang mit einem schweren Schicksalsschlag

Von Anke Leweke · 11.04.2012
Eine Geschichte über den Umgang mit dem Tod - und dennoch kein schwerer, niederdrückender Film. Dieses Paradox gelingt Philippe Falardeau mit "Monsieur Lazhar". Ausgangsituation ist der Selbstmord einer Lehrerin, die sich im Klassenraum erhängt.
Einer der Schüler findet die junge Frau. Er und der Rest der Klasse sind traumatisiert, erstarrt. Ein Schulpsychologe soll helfen. Doch das eigentliche Reden über den Vorfall scheint ein Tabu. Das soll sich mit dem neuen Lehrer Bachir Lazhar ändern. Auch wenn er eher altmodische Lehrmethoden einsetzt, die Schüler sich umgewöhnen müssen, fassen sie schnell Vertrauen. Denn Monsieur Lazhar lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, scheint ein Fels in der Brandung.

Die Stärke dieses Films ist, dass er die kleinen und auch großen Dramen hinter dem Selbstmord aufspürt, ohne dabei das Drama zu suchen. Vielmehr registriert die ruhig beobachtende Kamera die Gesichter der Kinder, fängt in Nebensätzen auf, wie der Tod sie beschäftigt, welche anderen Erfahrungen sie mit Tod und Sterben bereits hatten. Und auch der neue aus Algerien stammende Lehrer bringt seine eigene, traurige Geschichte mit. Als er seine Schüler bittet, eine Fabel zu verfassen, wird auch er eine schreiben und sie den Kindern vorlesen. Auch so kann das Schweigen gebrochen werden. Auch so kann der schwere Schleier über dem Klassenraum langsam wieder weggezogen werden. "Monsieur Lazhar" ist ein schöner Film, weil er sich die Zeit lässt, die es braucht, um mit schweren Schicksalsschlägen fertig zu werden.

Kanada 2011, Regie: Philippe Falardeau , Darsteller: Mohammed Fellag, Sophie Nélisse, Émilien Néron, FSK: ab 0 Jahren, 94 Minuten

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