Völlige Ergebung in das Schicksal

Moderation: Mascha Drost · 28.10.2012
Von Beginn an ein Schmerzenskind - aus seinem "abgestumpften Hirn" müsse er sie "herausquetschen", beklagt sich der Komponist, immer in Sorge, ob er seine Erfindungskraft überspannt habe, die Quelle versiegt sei. Dabei lagen zwischen der 4. und 5. Sinfonie zehn Jahre – eine Zeit bekannter und wichtiger Werke wie der Manfred Sinfonie, Eugen Onegin, Capriccio Italien, den vier Orchestersuiten, der Streicherserenade.
Immer wieder wurde Tschaikowsky von Zweifeln an seiner Fünften gepackt – erst recht nach der Uraufführung, bei der die Kritiker alles andere als begeistert reagierten. Das Publikum jedoch war von Beginn an auf Tschaikowskys Seite, und ist es bis heute noch. Enthält die Sinfonie doch einige der erschütternsten, anrührendsten und bewegendsten Stellen in Tschaikowskys Oeuvre überhaupt – das düstere Schicksalsthema, das sich bedrohlich durch alle Sätze zieht, das innig versunkene Hornthema des 2. Satzes oder das durch falschen Jubel auftrumpfende Finale.

Gerade im Schlusssatz bewegen sich Dirigenten auf einem schmalen Grat – ein paar Gramm zu viel Pathos, zu viel Schönklang und Tschaikowsky versinkt in jener Soße aus schalem Gefühlspomp, die seiner Musik so lange und unverdient in den Ruch der Minderwertigkeit gebracht hat.

Wie viel Unerbittlichkeit und Härte in seiner Musik stecken, das zeigen am eindrucksvollsten Evgenij Mravinski und die Leningrader Philharmonie, die deshalb auch im Mittelpunkt dieser Sendung stehen.