Vladimir Stoupel im Konzerthaus Berlin

26.04.2011
"Vladimir Stoupel zieht den Hörer in einen geradezu rauschhaften Zustand hinein und setzt seine Pianisten-Persönlichkeit als Maß aller musikalischen Dinge", schreibt der Berliner Tagesspiegel. 1962 geboren, erhielt Stoupel mit drei Jahren seinen ersten Klavierunterricht. Er studierte am berühmten Moskauer Konservatorium und legte so den Grundstein für eine beachtliche internationale Karriere nicht nur als Pianist, sondern – in jüngster Zeit verstärkt – auch als Dirigent.
Zu seinem Soloprogramm am 17. April im Konzerthaus Berlin schreibt der Künstler: "Sterben werde ich um zu leben, heißt der zweite Teil des Mahler-Zyklus im Konzerthaus Berlin. Der Tod wird in dieser Aussage als ein notwendiger Schritt Richtung ewiges Leben angesehen. Die unerträgliche Vorstellung, nach dem Tode absolut zu erlöschen, wird dadurch gemindert, dass der Tod lediglich eine Stufe zur Ewigkeit darstellt. ... So setzte Franz Liszt mit seinen "Funérailles", geschrieben unter dem Eindruck der gescheiterten Revolution 1848/49, den Opfern der blutigen Rache des K.u.K.-Militärs ein klingendes Denkmal.

Ganz anders ist die Bedeutung des Trauermarsches in der Ersten Sonate f-Moll op. 6 von Alexander Skrjabin, der ein Zeitgenosse Gustav Mahlers war und - genauso wie Mahler - als ein Vater der Moderne gilt. Der junge Komponist befand sich im Jahre 1892 in der ersten tiefen Krise seines Lebens. Die Sonate ist sowohl ein Aufbäumen gegen das Schicksal wie auch ein Abgesang auf die Ziele des Lebens, die Skrjabin sich gesetzt hat. Die Sonate ist ein Portrait seiner seelischen Zustände, sein intimes Tagebuch, in eine absolut meisterhafte Form gegossen, die in der besten Tradition von Liszt den Flügel zum Orchester macht.

Gleichwohl gibt es leise, unter die Haut gehende Abschiede ohne Prunk und Glanz wie der langsame Satz der großen B-Dur-Sonate von Franz Schubert. Er bildet das Zentrum des Sonaten-Universums und öffnet die Tore zur Ewigkeit im Schubertschen Sinne. Es ist eine Wanderung der Seele, die schließlich in einer vom Jenseits angehauchten Tonart Cis-Dur ihre langersehnte Ruhe findet. Und selbst nach dem die letzte Note verklungen ist, geht die Musik ihren Weg weiter, jenseits unserer Wahrnehmungen. Sie wird für uns unhörbar, aber sie geht nicht ganz - sie bleibt für immer in unseren Herzen.
(nach: Vladimir Stoupel, Berlin, im November 2010)
www.konzerthaus.de



Konzerthaus Berlin
Aufzeichnung vom 17.4.11

Franz Liszt
"Funérailles" aus: "Harmonies poétiques et religieuses"

Alexander Skrjabin
Sonate Nr. 1 f-Moll op. 6

ca. 20:50 Uhr Konzertpause mit Nachrichten

Franz Schubert
Sonate B-Dur op. posth.


Vladimir Stoupel, Klavier