Vitali Alekseenok über Opposition in Belarus

"Wir müssen weiter stark bleiben"

06:32 Minuten
Zwei Demonstranten umarmen sich unter einem rot-weißen Regenschirm.
Die Belarusen werden weiterkämpfen, auch wenn die drei Oppositionsführerinnen derzeit nicht präsent sind, sagt Vitali Alekseenok. © Imago / ITAR-TASS / Valery Sharifulin
Moderation: Stephan Karkowsky · 09.09.2020
Audio herunterladen
Zwei belarussische Oppositionführerinnen haben das Land verlassen, eine ist offenbar verhaftet worden. Doch seine Landsleute seien fest entschlossen, weiter zu kämpfen und die Regierung loszuwerden, sagt der in München lebende Dirigent Vitali Alekseenok.
Die belarussische Oppositionelle Maria Kolesnikowa wird vermisst, angeblich ist sie festgenommen worden. Zusammen mit Swetlana Tichanowskaja und Veronika Zepkalo bot sie Präsident Lukaschenko in den zurückliegenden Wochen und Monaten die Stirn. Keine der drei Frauen ist mehr vor Ort in Belarus.
Der belarusische Dirigent Vitali Alekseenok dirigiert das Abaco-Orchester in München, dessen künstlerischer Leiter er ist.
Zwischen Sorge und Entschlossenheit: der belarusische Dirigent Vitali Alekseenok.© Abaco-Orchester / Andreas Knapp
Doch der Kampfesgeist der Belarusen sei ungebrochen, sagt der Dirigent Vitali Alekseenok, auch ohne die physische Anwesenheit der drei Oppositionsführerinnen. Alekseenok ist künstlerischer Leiter des Abaco-Orchesters der Ludwig-Maximilians-Universität München und selbst gebürtiger Belaruse.
"Wir wissen: Jeden Samstag gibt es die Frauenproteste und jeden Sonntag gehen einfach alle auf die Straße", betont er.

"Wir haben alle Angst"

Derzeit hält Alekseenok sich in Minsk auf und erlebte dort brenzlige Situationen, etwa als demonstrierende Menschen am Straßenrand in Autos gezerrt und abtransportiert wurden. Er selbst sei ebenfalls beinahe festgenommen worden, berichtet der Dirigent.
In den meisten Fällen würden die Festgenommenen am nächsten Tag, spätestens nach drei Tagen wieder freigelassen. Trotzdem: "Wir haben hier alle Angst beziehungsweise machen uns Sorgen. Aber was bleibt uns übrig? Wir müssen irgendwie weiterkämpfen. Und wir müssen weiter stark bleiben."
Alle sozialen Schichten seien an den Demonstrationen beteiligt, von Intellektuellen bis zu den Arbeitern. Das zeige deutlich, dass "die Proteste in unserer aller Köpfe sind und dass der Staat nicht zurückkehren kann".
(mkn)
Mehr zum Thema