Virtuose Entfremdung

Von Tarik Ahmia · 21.08.2013
Eine Band, die sich "Slut", also Englisch "Schlampe", nennt, das erinnert erst mal ein wenig an derbe, laute Punk- oder Metal-Musik. "Slut" aus Ingolstadt könnte jedoch nicht weiter davon entfernt sein: Auf "Alienation" servieren die Pop-Feinschmecker so viele unterschiedliche Klangfarben, dass es schwer fällt, sich für eine zu entscheiden.
Für "Alienation" gab es laut Sänger Christian Neuburger keinen wirklichen Plan, außer der Idee, sich von der Idee des Albums und konventionellen Songstrukturen zu verabschieden. Dafür hört sich das Ergebnis verblüffend eingängig an: Drei Jahre hat sich die Band Zeit gelassen, die neuen Songs zu entwickeln und hat auch dabei neue Wege beschritten. Ausgangspunkt für jedes Lied war zunächst der Rhythmus und eine Gesangsspur. Alles andere wurde nach und nach im Studio mit verschiedenen Klängen ausgekleidet.

Hörbar viel Sorgfalt ist in jedes Detail der Produktion geflossen. "Alienation" klingt elaboriert und abwechslungsreich, auch deshalb, weil alle fünf bisherigen Produzenten der Band an diesem heterogenen Panoptikum beteiligt waren.

Das Ergebnis ist eine Songsammlung, die tatsächlich mehr nach 12 in sich schlüssigen Singles als nach einem durchkonzipierten Album klingt. Slut bauen Brücken zwischen Gitarrenpop und Techno, sie lassen sich auf Chanson- und Ethno Elemente ein.

Alienation liegt an der Schnittstelle zwischen alternativem Gitarren-Rock, sanfter Elektronika und rhythmisch komplexer Popmusik. Pulsierenden Breakbeats, psychedelischem Sitar-Rock und 80er Jahre Synthie-Songs sind gleichermaßen zu hören und Christian Neuburgers sanfter, melancholischer Gesang greift immer wieder die Idee der Fremdheit und Entfremdung auf. Vor musikalischer "Entfremdung" muss sich bei Slut und dem neuen Album "Alienation" freilich niemand fürchten.

Slut: "Alienation"
Label: Cargo Records