Vincent Valdez im Blanton Museum in Austin

"Ich glaube an die Kraft der Kunst"

Dieses mehrteilige Bild von Vincent Valdez hat Proteste ausgelöst. Inzwischen wird auf Schildern im Musuem gewarnt, dass es "starke Emotionen" beim Betrachter auslösen könnte.
Dieses mehrteilige Bild von Vincent Valdez hat Proteste ausgelöst. Inzwischen wird auf Schildern im Musuem gewarnt, dass es "starke Emotionen" beim Betrachter auslösen könnte. © Vincent Valdez
Vincent Valdez im Gespräch mit Sigrid Brinkmann · 26.07.2018
Das Blanton Museum im texanischen Austin zeigt ein zehn Meter großes, mehrteiliges Bild, das Vincent Valdez gemalt hat. Dagegen gibt es Proteste. Valdez erklärt, welche Absicht er mit diesem Werk verfolgt habe und dass er es heute wieder genau so malen würde.
Auf dem Bild mit dem Titel "The City, I" sieht man eine größere Gruppe von Kapuzen tragenden Ku-Klux-Klan-Mitgliedern. Sie stehen in der Nähe eines Pick-ups, dessen Lichter grell leuchten, es ist Nacht, ein Hund streunt herum.
Der Klan hat seit seiner Gründung im 19. Jahrhundert hauptsächlich Jagd auf schwarze Menschen gemacht, aber es werden auch Juden, Katholiken und Homosexuelle attackiert. Der Klan ist ein geheimes Netzwerk.

Fiktion von Amerika

Vincent Valdez' Absicht sei es gewesen, ein Bild zu malen, das eine Fiktion von Amerika darstelle. Deswegen sei es in Grautönen gemalt, ohne Farben. Es solle die Verbindungslinie zwischen Vergangenheit und Gegenwart verwischen, erklärt Vincent Valdez. "Viele denken, wenn sie das sehen, es handle sich hierbei um ein historisches Werk." Dabei fielen sie auf einen falschen Mythos herein, wonach rassistische Intoleranz immer außerhalb von Städten auftrete und Rassismus heute kaum noch eine Rolle spiele, so Valdez weiter. Er wolle dem Betrachter einen Spiegel vorhalten über die Realität.
Vincent Valdez in seinem Studio, 2016.
Vincent Valdez in seinem Studio, 2016© Michael Stravato

Der Ku-Klux-Klan als Symbol für die USA

Natürlich habe er auch über den aktuellen Ku-Klux-Klan recherchiert, so steige die Mitgliederzahl aktuell nicht an, doch sei es nicht seine Absicht gewesen, sich zu sehr mit dieser Organisation auseinanderzusetzen, sie stehe eher symbolhaft für die USA und soll "eine Art Katapult" sein für das, was man "White Supremacy", also "Weiße Vorherrschaft", nenne. Denn Amerika sei letztlich ein Land, das auf Genozid und Sklaverei fuße.
Weiße Vorherrschaft finde man heute in vielen Formen vor. Genannt seien hier die Alt-right-Bewegung, Neo-Nazis, aber auch, dass die ganze Gesellschaft von diesem Gedanken durchsetzt sei, erklärt Valdez.
Viele glaubten nicht nur in den USA, sondern weltweit, Rassismus existiere nicht mehr. In seinem Bild seien die Klan-Mitglieder gerade nicht gewalttätig, sie stünden da herum, redeten miteinander, auch ein Baby sei zu sehen. Damit wolle er ausdrücken, dass es sehr viel düsterer sei heute. "Denn irgendwann gehen die zurück in den Alltag und treten einem gegenüber als Richter, Lehrer, Polizisten oder sitzen neben dir und sind dein Nachbar."

"Ich würde das Bild heute wieder genau so malen"

Bezogen auf die Proteste gegen sein Bild störe ihn, dass man der Kunst nichts Gutes tue, wenn man immer um Erlaubnis bitten müsse. "All diese Erlaubnisfragen sollten beim Kunstmachen keine Rolle spielen. Ich habe 2015 mit dem Bild begonnen und würde das heute genau so wieder malen."
Sicht auf "Vincent Valdez: The City" im Blanton Museum in Austin / Texas
Ausstellungsansicht auf "Vincent Valdez: The City" im Blanton Museum in Austin / Texas © Vincent Valdez
Auf Schildern wird im Blanton Museum davor gewarnt, dass sein Bild "starke Emotionen" beim Betrachter auslösen könnte. Darauf angesprochen sagt er, dass er als Künstler natürlich erst mal eine Arbeit für sich mache, welche ihm dann wie jedes Kunstwerk aus der Hand genommen werde. "Trotzdem fällt es mir schwer, wenn solche Warnschilder aufgestellt werden, doch dann müsste es diese für 90 % aller Kunstwerke weltweit geben."
Das Problem in den USA sei zudem, erklärt Valdez, dass man wie auf Zehenspitzen gehe, übervorsichtig sei, eine wahnsinnige Spannung herrsche, klare Trennlinien zu erkennen seien, wenn es um Identitäten oder territoriale Ansprüche gehe, und es darum umso wichtiger sei, dass Künstler diese Themen aufgreifen. "Ich glaube an die Kraft der Kunst. In einer Welt, die sehr laut und chaotisch ist, tut uns ein wenig Schweigen gut."

Die Ausstellung "Vincent Valdez: The City" ist noch bis zum 28. Oktober im Blanton Musuem of Art in Austin / Texas zu sehen.

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