Vilnius

Die Stadt, die ihre Seele verlor

Bildnummer: 52641172 Datum: 29.06.2008 Copyright: imago/Jochen Tack St. Johannis Kirche im Großen Hof der Universität in der Altstadt von Vilnius - Litauen, Gebäude, außen, Außenansicht; 2008, Vilnius, Litauen, Sehenswürdigkeit; , quer, Kbdig, Totale, Kirchen, , Reisen, Europa Bildnummer 52641172 Date 29 06 2008 Copyright Imago Jochen Tack St Johannis Church in grand Yard the University in the Old Town from Vilnius Lithuania Building exterior exterior view 2008 Vilnius Lithuania Landmark horizontal Kbdig long shot Churches Travel Europe
St. Johannis Kirche im Großen Hof der Universität in der Altstadt von Vilnius: die Stadt wurde im Zweiten Weltkrieg nicht zerbombt, verlor aber einen Großteil ihrer Menschen © Imago/Jochen Tack
Laimonas Briedies im Gespräch mit Joachim Scholl · 22.03.2017
Der litauische Schriftsteller Laimonas Briedies hat ein Buch über Vilnius geschrieben. Es sei eine Stadt "ohne Tiefengedächtnis", sagt der Autor. Für die europäische Identität spiele Vilnius dennoch eine zentrale Rolle.
Litauen ist das Gastland der Buchmesse in Leipzig - und damit gerät auch unweigerlich die litauische Hauptstadt Vilnius in den Fokus. Der litauische Schriftsteller Laimonas Briedies hat ein Buch über die Stadt geschrieben und sich dabei vor allem auch mit ihrer dramatischen Geschichte beschäftigt.
Der litauische Schriftsteller Laimonas Briedies im Studio von Deutschlandradio Kultur
Der litauische Schriftsteller Laimonas Briedies im Studio von Deutschlandradio Kultur© Deutschlandradio / Annette Bräunlein
Vilnius wurde im Zweiten Weltkrieg nicht wie andere Städte zerbombt - doch die Stadt habe durch die Verbrechen von Nazis und Stalinisten einen Großteil ihrer Menschen verloren, sagte Briedies im Deutschlandradio Kultur. Über ein Drittel der Bevölkerung bestand vor dem Zweiten Weltkrieg aus Juden, sie wurden von den Nazis ermordet oder flohen.

Von Vilnius können wir lernen, wie Multikulti geht

Die Stadt habe so ihre Seele verloren, sagte der Schrifsteller. Nach dem Krieg wurde die Stadt von Litauern und Russen praktisch neu besiedelt. Deswegen habe sie heute kein "Tiefengedächtnis".
Vilnius war zuvor eine der liberalsten Städte Europas gewesen. Für die europäische Identität spielt Vilnius vor diesem Hintergrund für Briedies eine zentrale Rolle:
"All das, was wir heute immer noch rauf und runter diskutieren, das Multikulturelle, das Vielsprachige, die Vielfalt an Kulturen, an Religionen, an Sprachen, ja sogar an Nationen, spiegelt sich exemplarisch in dieser Stadt. All diese unterschiedlichsten Gruppen haben sich mehr oder minder miteinander vertragen, auch wenn das nicht immer perfekt klappte, aber sie haben zusammen gelebt. Die Stadt kann uns sehr viel über uns erzählen. (...) Man kann an dieser Stadt wunderbar lernen, was beim Zusammenleben verschiedenster Kulturen in Europa funktioniert und was nicht."
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