Video "Putins Palast"

Nawalny zeigt die Korruption des Systems Putin

07:12 Minuten
Putin in schwarzem Sacko vor der russischen Flagge
Putin ließ seinen Palast durch Bestechung bezahlen, behauptet Alexej Nawalny. Dennoch glaubt Jana Puglierin eher nicht, dass es nun in Russland zu Protesten kommt. © picture alliance / TASS / Alexei Nikolsky
Jana Puglierin im Gespräch mit Anke Schaefer · 20.01.2021
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Russlands Präsident Putin ließ sich ein pompöses Anwesen am Schwarzen Meer bauen: Das behauptet ein Video des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny. Ist das glaubwürdig? "Absolut", sagt die Politologin Jana Puglierin. Korruption sei systemimmanent.
Das Fürstentum Monaco soll gleich 39 Mal hineinpassen, es gibt angeblich ein Casino, Weinberge, ein Eisstadion: Ein Video des inhaftierten russischen Kreml-Kritikers berichtet von einem angeblichen Luxusanwesen von Staatschef Putin an der Schwarzmeer-Küste. Die Kosten: umgerechnet rund 1,1 Milliarden Euro, "die größte Bestechung der Geschichte", wie es heißt.
Jana Puglierin im Porträt
Jana Puglierin leitet das Berliner Büro des European Council on Foreign Relations© picture alliance /dpa /Soeren Stache
Die Politologin Jana Puglierin vom European Council on Foreign Relations hält das für "absolut" glaubwürdig. "Das ganze System, das Putin aufgebaut hat, lebt ja von der Korruption und davon, dass nicht nur er, sondern auch die Leute in seinem engsten Umfeld von dieser Macht ganz stark profitieren", sagt sie. Korruption und die Tatsache, dass für Oligarchen besondere Regeln gelten, seien "nichts Neues und quasi "systemimmanent".

Das Video wurde millionenfach geklickt

Das Video wurde bis jetzt viele Millionen Mal geklickt, nachdem Nawalnys Team es zwei Tage nach dessen Inhaftierung in Moskau veröffentlicht hatte. Doch dass die russische Bevölkerung jetzt protestieren wird, glaubt Puglierin eher nicht. Auch wenn im postsowjetischen Raum in den vergangenen Dekaden überraschend viele Menschen auf die Straße gegangen seien, wie zum Beispiel in Belarus.
Aber Putin habe in der Vergangenheit immer wieder Demonstrationen niedergeschlagen. Für den russischen Staatschef gehe es um Machterhalt und Stabilität. Puglierin gibt auch zu bedenken, dass der westliche Blick auf Russland oft ein anderer sei als im Land selbst.
Dort werde Nawalnys Rückkehr in seine Heimat und seine anschließende Verhaftung nicht als ein Zeichen der Schwäche Putins gesehen, sondern als eine Warnung an Systemkritiker: "In Russland schweben Oppositionelle jeden Tag in der Gefahr, nach Belieben weggesperrt und auch vergiftet zu werden", sagt Puglierin. Mit Nawalny habe Putin jetzt ein Exempel statuiert. "Diese Angst, die geschürt wird, muss man sehen", betont Puglierin.
(bth)

Jana Puglierin leitet das Berliner Büro der außenpolitischen Denkfabrik "European Council on Foreign Relations" (ECFR) seit Januar 2020. Sie studierte Politikwissenschaft, Völker- und Europarecht und Soziologie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, der Venice International University und der State University of New York (SUNY) at Albany und promovierte über Leben und Denken von John H. Herz.

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