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Rheinland-pfälzischer Flughafen
Baukonzern aus Schanghai kauft Frankfurt-Hahn

Ein chinesischer Baukonzern will dem flügellahmen Airport Hahn zum Höhenflug verhelfen. Er kündigte einen Ausbau von Fracht- und Passagiergeschäft an. Auch die Zahl der Mitarbeiter soll wachsen. Doch teilen alle ihren Optimismus?

Von Anke Petermann | 06.06.2016
    Der Tower vom Flughafen Frankfurt-Hahn in Lautzenhausen, aufgenommen 2012
    Der Tower vom Flughafen Frankfurt-Hahn in Lautzenhausen (picture alliance / dpa / Fredrik von Erichsen)
    Bis zum Schluss war der ehemals militärisch genutzte Kleinflughafen Hahn für das Land Rheinland-Pfalz ein Subventionsprojekt, ein Fass ohne Boden. Nun aber will ihn ausgerechnet ein Unternehmen aus den roten Zahlen führen, das keine Erfahrung im Luftfahrtgeschäft hat. Der chinesische Baukonzern, kurz SYT, nach eigenen Angaben in China ein Branchenriese. Zwei Interessenten aus der Luftfahrtbranche hatten sich nach SWR-Informationen zuvor zurückgezogen. Der zuständige SYT-Manager Yu Tao Chou kündigte an, sein Unternehmen wolle das lahmende Cargo-Geschäft auf dem Hunsrück beflügeln und unter anderem Lebensmittel nach Asien transportieren lassen.
    Lebensmittel von Hahn in die Kühlschränke Chinas?
    Die chinesische Mittelschicht wünsche westliche Ware wie etwa Fleisch, bislang werde diese Nachfrage nicht befriedigt, so der neue Besitzer, der auch im Einzelhandel mitmischt. 320 Mitarbeiter am Hahn hoffen auf eine chinesische Erfolgsstory: "Dass die Frachtflugzeuge wieder mehr kommen, das ist ja eigentlich gut für den Hahn."
    Ein anderer meint: "Wir warten einfach ab, wie sich die Sachlage weiter entwickelt."
    Investieren will der neue Eigner in eine Boden-Abfertigung für verderbliche Ware. Im Gespräch ist SYT nach eigenen Angaben schon mit dem chinesischen Frachtflieger Yangtse River-Express, der dem Hahn den Rücken gekehrt und nach München abgewandert war. Nachdem die Verträge dort auslaufen, erwartet man das Cargo-Unternehmen zurück auf dem Hunsrück. Für Mitarbeiter der Flughafengesellschaft und der Abfertiger ergibt sich daraus die Hoffnung, "dass die Arbeitsplätze alle erhalten werden." Oder auch, "dass neue Airlines herkommen."
    Den Einfluss von Ryanair zurückdrängen
    Neue Airlines auch im Passagiergeschäft zu gewinnen, wäre wichtig, damit der Kleinflughafen ein wenig dem Würgegriff des Giganten Ryanair entkommen kann.
    Zuletzt war die Zahl der angeflogenen Ziele war stetig rückläufig. Damit schrumpfte auch die Zahl der Passagiere von 4 Millionen im Jahr 2006 auf unter drei im vergangenen Jahr.
    SYT will den Airport attraktiv für Passagiere aus China machen. Pauschalreisende aus Asien sollen zum und über den Hahn als Billigflieger-Drehkreuz gelockt werden. Große Pläne. Nur bislang fehlte dafür die Vielfalt von Fluglinien, um die auch andere Kleinflughäfen buhlen.
    Schwarze Zahlen will der Investor irgendwann schreiben, wann - das verriet er nicht. Ebenso wenig den Kaufpreis. Ein niedriger zweistelliger Millionenbetrag - nur so viel gab der rheinland-pfälzische Infrastrukturminister Roger Lewentz bekannt. Mit 17,5 Prozent ist auch das Nachbarland Hessen am Hahn beteiligt. Auch dessen Aktienpaket will SYT bald kaufen, kündigte Cho an.
    Glänzende Perspektiven für den Hahn? Nicht alle in der Region haben Vertrauen. Vor zwei Jahren kaufte ein chinesischer Investor den Pleite- Flughafen Lübeck. Statt, wie angekündigt, ein medizintouristisches Drehkreuz zu werden, ging der Airport ein Jahr später erneut insolvent.
    Der Deal am Hahn wurde eingehend examiniert von Wirtschaftsprüfern der KPMG, vom Landes Rheinland-Pfalz und der EU-Kommission. Damit der Verkauf perfekt wird, müssen Landtag und Kommission noch zustimmen.