"Verückt nach Steve"

Gesehen von Hannelore Heider · 28.04.2010
Für ihre Rolle in "Verrückt nach Steve" erhielt Sandra Bullock die "Goldene Himbeere" als schlechteste Hauptdarstellerin. Dabei spielt sie hier in einer komischen Mischung aus Naivität und hoher Bildung die weibliche Variante des Losers, der sonst Hollywoodkomödien bevölkert.
Die amerikanische Komödie hat längst kuriose Berühmtheit erlangt, denn einen Tag, bevor Sandra Bullock den Oscar als beste Hauptdarstellerin im Film "Blind Side" verliehen bekam, musste sie in Hollywood die Goldene Himbeere als schlechteste Hauptdarstellerin in dieser Komödie und gleich auch noch einmal als schlechtestes Filmpaar gemeinsam mit Bradley Cooper einstecken. Ein Publicitygag? Ganz sicher hat es schlechtere Filme gegeben, aber diese Parallele war zu schön, um daran vorbei zu gehen.

In einer eher kuriosen und vom Drehbuch her schlampig konstruierten Geschichte spielt Sandra Bullock ein spätes Mädchen, das noch bei den Eltern wohnt und sich mit der Konstruktion von Kreuzworträtseln für eine Lokalzeitung ihren Lebensunterhalt verdient.

In ihrer schon komischen Mischung aus Naivität und hoher Bildung, äußerlich skurril ausgestattet mit Zottelhaaren und kniehohen roten Stiefeln, ist sie eine immerhin originelle weibliche Version des Loosers, mit dem sich Hollywoodkomödien so gern ausstatten. Sandra Bullock aber scheint Gefallen an diesem späten Mädchen gefunden zu haben und so wird es sicher auch mancher Zuschauerin gehen. Denn ihr Kampf um einen Mann – die Konstante der Geschichte – wird zwar ständig der Lächerlichkeit preisgegeben, doch unsympathisch ist sie nicht.

Auf ihrer Odyssee quer durchs ganze Land jagt sie Steve (Brandley Cooper) hinterher. Der hat sich nach anfänglicher Neugier auf dieses seltsame Mädchen hinter seiner Arbeit als Skandalreporter für eine Fernsehstation verschanzt und ist pausenlos auf der Flucht vor Mary. Sie aber trifft immer wieder auf ihresgleichen, aus der Welt gefallenen Vorkämpfern für alles Mögliche, die genauso souverän ihrem wie auch immer verrückten Traum hinterherjagen.

Sandra Bullock ist immer eine Sympathiegestalt, die allerdings nicht über allzu große Differenzierungsmöglichkeiten verfügt. Immerhin hat sie sich damit als couragierte Republikanerin im Film "Blind Side" den Oscar ergattert, damit traf sie den allgemeinen Geschmack. Als Mary tut sie das ganz sicher nicht.

Doch viel schlimmer als mit dieser von Anfang an festgelegten Rolle geht der Film mit seinen männlichen Protagonisten um. Bradley Coopper ist einfach nur farblos und sein Kompagnon, gespielt von Thomas Haden Church, mit allen Überzeichnungen eine schlichte Witzfigur. Mary dagegen ist einfach "ein schlaues Mädchen mit roten Stiefeln", das nicht kapiert, wie Männer ticken und deshalb auch kein Happy End bekommt - mir zehn Mal lieber als die vielen aufgeputzen Komödienfrauen auf der Suche nach ihren "Mister Right"!

USA 2009. Regie: Phil Traill. Darsteller: Sandra Bullock, Bradley Cooper, Thomas Haden Church. 99 Minuten, ab 6 Jahren

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