Versteigerung mobiler Breitband-Frequenzen

Pokern ums schnelle Internet

Im Vordergrund ein Router für das Internet, im Hintergrund Kühe auf einer Weide, aufgenommen bei Bücheloh. Der Ausbau der Breitbandversorgung auf dem Land läuft nur schleppend. Schnelles Internet ist oft nur in Ballungsgebieten verfügbar.
Der Ausbau der Breitbandversorgung auf dem Land läuft nur schleppend. © picture alliance / dpa / Michael Reichel
Von Anke Petermann  · 27.05.2015
Die Bundesnetzagentur hat in Mainz mit der Versteigerung von Mobilfunkfrequenzen begonnen. Im Rennen sind die großen Anbieter Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica O2. Davon profitieren sollen vor allem die ländlichen Regionen.
Schnelles Surfen, eine Voraussetzung für den Aufschwung, meint Hans-Erich Blodt, Bürgermeister von Essenheim südlich von Mainz.
"Was die Arbeitsplätze anbetrifft, Heimarbeit und so weiter, ist das absolut notwendig. Wir warten schon jahrelang auf dieses schnelle Internet."
Bevor im vergangenen Herbst der Glasfaserkabel-Ausbau startete, fühlte sich die rheinhessische Gemeinde abgehängt. Auch jetzt müssen manche Anwohner noch bis zu zwei Jahre auf den neuen Anschluss warten. Der Kabel-Ausbau geht nämlich mit der Erneuerung von Straßen einher, wer als letztes dran ist, hat das Nachsehen. Umso wichtiger die neuen Mobilfunkfrequenzen, meint der Bürgermeister von Essenheim. Deren Versteigerung im benachbarten Mainz nährt seine Hoffnung, dass Existenzgründungen durch bessere elektronische Kommunikation einfacher werden. Der Auktionsbeauftragte Rüdiger Hahn geht davon aus,
"dass nach der Vergabe der Frequenzen weiße Flecken in großem Umfang geschlossen werden können, sodass es zu einer Verbesserung der Bevölkerung in ländlichen Räumen kommt. Die Auflagen sehen vor, dass nahezu 100 Prozent der Bevölkerung bundesweit versorgt werden. Sie sehen aber auch eine Verbesserung der Versorgung entlang von Autobahnen und ICE-Strecken vor."
Endlich störungsfrei telefonieren über die Auto-Freisprechanlage. Im Intercity-Express mobil surfen, ohne dass dauernd die Verbindung abreißt - das soll vom kommenden Jahr an Ergebnis der soeben gestarteten Versteigerung sein. Doch bevor die drei Bieter Telekom, Vodafone und die deutsche Tochter der spanischen Telefonica Auflagen zu erfüllen haben, müssen sie sich erstmal Frequenzblöcke sichern. Das Höchstgebot jeder Runde kann lässt sich öffentlich online verfolgen oder in einem hörsaal-ähnlichen Raum der Bundesnetzagentur in Mainz.
Sich aus dem Angebot das optimale Paket fürs eigene Geschäft zu schnüren, ist die Herausforderung. Zuverlässig, leistungsfähig und fachkundig muss laut Telekommunikationsgesetz sein, wer eine Frequenz erwirbt. Telekom, Vodafone und Telefonica haben der Prüfung dieser Kriterien durch die Bundesnetzagentur standgehalten. Ein Bieter muss in der Lage sein, ein bundesweites Netz aufzubauen, bekräftigt Rüdiger Hahn.
"Das heißt für den Fall, dass er den Zuschlag bekommt, muss er finanzielle Mittel abrufen können, die es ihm ermöglichen, ein bundesweites Netz aufzubauen, was schon ein paar Milliarden kosten kann."
Speziell geschulte Vertreter der drei Konzerne sitzen getrennt in abhörsicheren Räumen der sanierten Mainzer Kaserne. In die dort stationierten Computer geben sie Runde für Runde ihre Gebote ein. Abgeschirmt von den Konkurrenten, abgeschirmt von der Öffentlichkeit, über geschützte Leitungen nur verbunden mit der eigenen Unternehmenszentrale. Von dort bekommen die Bieter-Experten – ebenfalls aus abhörsicheren Räumen - Informationen, Anweisungen und Entscheidungen übermittelt. Die Versteigerung bietet hohes Gewinnpotential für die Unternehmen und Wachstumspotential für die Wirtschaft insgesamt. Denn die Frequenzen werden technologieneutral vergeben, merkt Gerhard Jeutter von der Bundesnetzagentur an.
"Das heißt, die Frequenznutzungen sind offen auch für zum Beispiel 5 G – zukünftige Mobilfunkstandards, Industrie 4.0, Internet der Dinge. In Zukunft werden viele machine-to-machine-Anwendungen drahtlos angebunden werden, also über Funk. Und auch dafür können diese Frequenzen verwendet werden",
um Visionen wie das fahrerlose Auto umzusetzen. Auf anderthalb Milliarde Euro summieren sich die Mindestgebote. Doch die Versteigerung, die Tage oder Wochen dauern kann, dürfte weit mehr Geld in die Bundeskasse spülen. Verwendet soll der Erlös für den Festnetz-Ausbau auf dem Land. Sodass die Provinz einen doppelten Schub fürs schnelle Internet bekommt. Nicht nur im Rheinhessischen soll es dann leichter werden, von zuhause aus zu arbeiten oder eine Firma zu gründen. "Das wird auch Zeit", meint der Bürgermeister von Essenheim, denn Deutschland sei in Europa hintendran.
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