Grossman sei "der mildeste Vermittler, den ich überhaupt je kennengelernt habe, ein Mensch, der unendlich sorgfältig seine Worte setzt, der beide Seiten zu Wort kommen lässt", sagte Krüger, dessen Verlag mehrere Bücher Grossmans auf Deutsch herausgebracht hat. Der Schriftsteller erreiche damit auch die politisch Verantwortlichen und sei mit sehr vielen Menschen bekannt. Grossman wisse ganz genau: Wenn man nicht täglich seine Stimme erhebe, würden die Demagogen und die Extremen gewinnen und es werde "ein Desaster geben".

Es sei wichtig, dass mit der Vergabe des Preises an Grossman die Friedensbewegung in Israel gestärkt werde, betonte Krüger. In Jerusalem etwa herrsche eine sehr aggressive Stimmung, sowohl von den Israelis als auch von den Arabern, die dort lebten. "Es bedarf der Vermittlung, und die Zeitungen sind schon lange nicht mehr die wirklichen Vermittler in diesem Konflikt."

Zugleich äußerte Krüger Verständnis für den schwedischen Schriftsteller Henning Mankell, der Israel wegen des Militäreinsatzes gegen den "Friedenskonvoi" in den Gazastreifen scharf kritisiert hatte. Mankell hatte den Einsatz auf einem der Schiffe selbst miterlebt und war von israelischer Seite verhaftet worden. "Jeder von uns würde wütend reagieren am Tag danach", sagte Krüger: "Wenn ich gedemütigt werde, dann bin ich am nächsten Tag erstmal geladen."

Natürlich verstehe Grossman die Lage im Nahen Osten wesentlich besser als Mankell. Aber auch Mankell habe den Wunsch, dass der festgefahrene Friedensprozess wieder in Gang komme.

Gespräch mit Michael Krüger als MP3-Audio