"Vanessa" von Samuel Barber

Gothic Novel als Große Oper

Die Sopranistin Erin Wall
Die Sopranistin Erin Wall © Kristin Hoebermann/DSO Berlin
29.10.2016
Eine Rarität bietet das DSO Berlin an diesem Abend - Samuel Barbers Oper "Vanessa", eine der wenigen US-amerikanischen Opern, die international bekannt wurden. David Zinman leitet den Abend, Erin Wall singt die Hauptrolle.
Eine düstere Geschichte, an seelische Abgründe rührend und voller Geheimnisse, das ist "Vanessa", die erste Oper des amerikanischen Komponisten Samuel Barber. Das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin bringt diese Oper mit einer hochkarätigen Besetzung in einer halbszenischen Version erstmals nach Berlin. Am Pult steht der amerikanische Dirigent David Zinman.
Der Dirigent Dimitri Mitropoulos kam aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus: "‘Vanessa‘ ist theatergerecht und dramatisch durch und durch, voll von Überraschungen und Höhepunkten im Orchesterpart, aber alles dient der Bühne, wie es in einer richtigen Oper sein muss. Kurz und gut: eine amerikanische Große Oper!" Dabei war Samuel Barber schon 47 Jahre alt, als seine erste Oper 1958 an der New Yorker Metropolitan Opera ihre Uraufführung erlebte. Die Oper wurde ein durchschlagender Erfolg, Barber erhielt für das Werk den Pulitzer-Preis. Das Libretto für "Vanessa" schrieb Barbers Lebensgefährte Gian Carlo Menotti, seinerseits ein opernerfahrener Komponist. Es ist eine düstere Geschichte, die an "Gothic Novels" wie die Erzählung von "Dorian Gray" erinnert.
In einem Schloss in Nordeuropa wartet seit über zwanzig Jahren Vanessa auf die Rückkehr ihrer einzigen großen Liebe Anatol. Endlich scheint ihr Wunsch in Erfüllung zu gehen. Doch es kommt nicht Anatol, sondern dessen Sohn – und er löst enorme seelische Turbulenzen aus. Nicht nur verführt er Vanessas Nichte Erika, auch zu Vanessa selbst entwickelt sich eine große Nähe. Schließlich verloben sich Vanessa und Anatol jun. und brechen auf nach Paris – in ein neues Leben? Erika bleibt allein zurück, ein neuer Zyklus des Wartens beginnt.
Die Konflikte und die Psychologie der Figuren zeichnet Samuel Barber in seiner Partitur auf ebenso plastische wie differenzierte Weise. Seine Partitur wartet mit hochromantischen Arien und Liebesduetten auf, aber auch mit Volksliedern und Tänzen. Es ist diese Vielfalt, die Dimitri Mitropoulos so begeisterte.
Das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin bringt dieses Meisterwerk nun erstmals nach Berlin. Aufgeboten ist eine hochkarätige Besetzung: Erin Wall, Virginie Verrez und Andrew Staples singen die drei Hauptpartien, beteiligt ist außerdem der RIAS Kammerchor.
Das DSO hat eine gemeinsame Geschichte mit Samuel Barber. 1951 stand der Komponist höchstselbst am Pult des RIAS-Symphonieorchesters (so der damalige Name des heutigen DSO) und dirigierte eigene Werke. Diese Aufnahmen aus dem Jahr 1951 – wahre Raritäten aus unserem Archiv – senden wir unmittelbar vor der Live-Übertragung aus der Philharmonie Berlin.
Live aus der Philharmonie Berlin
Samuel Barber
"Vanessa" - Oper in drei Akten
Libretto: Gian Carlo Menotti

Erin Wall, Sopran - Vanessa
Virginie Verrez, Mezzosopran - Erika
Andrew Staples, Tenor - Anatol
Neal Davies, Bariton - Der alte Doktor
Catherine Wyn-Rogers, Alt - Die alte Baronin
Stephen Barchi, Bariton - Nicholas, Majordomus
Johannes Schendel, Bass - Diener
RIAS Kammerchor
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Leitung: David Zinman

Surround Sound - Dolby Digital 5.1