USA

Obamacare funktioniert nicht richtig

Gips am Arm mit der Aufschrift: "I love Obamacare"
Die Probleme mit "Obamacare" führen für Barack Obama und die Demokraten zum Umfragetief. © AFP
Von Marcus Pindur · 03.12.2013
Auf der "Obamacare"-Website sollen Millionen bisher unversicherter Amerikaner Krankenversicherungen vergleichen und auswählen können. Die Internetseite ist ein Kernelement der US-Gesundheitsreform. Doch weiterhin funktioniert sie nicht richtig.
Das Ziel von sieben Millionen Versicherten hatte sich die Regierung gesetzt. So viele Menschen würden sich bis März nächsten Jahres unter den Bedingungen der Gesundheitsreform Obamas freiwillig registriert haben. Bislang sind es erst 200.000. Das ist wichtig, denn die Zahl und die Altersverteilung bestimmen die Versicherungsmathematik und somit auch die Preise für die Krankenversicherung.
Die Regierung hatte angekündigt, die Website solle Anfang Dezember funktionstüchtig sein. Und meldete am Wochenende Vollzug. 50.000 Kunden gleichzeitig könne man jetzt bedienen. Doch schon gestern Morgen gab es erneut Probleme. Als die Zahl der Benutzer auf 35.000 stieg, also lediglich 2/3 der avisierten Kapazität, machte das System Schwierigkeiten. Der Zugang musste begrenzt werden. Der Sprecher des Präsidenten, Jay Carney, versuchte dennoch, Optimismus zu verbreiten.
"Der Präsident ist der Ansicht, dass die Website im Wesentlichen funktioniert. Die Reparaturteams haben vier Wochen rund um die Uhr daran gearbeitet. Aber die Arbeit ist noch nicht beendet."
Obamas Gesundheitsreform ist ein Kernelement seiner politischen Agenda. Und sein Ansehen in der Öffentlichkeit hat schwer gelitten unter den technischen Problemen, die die Website Healthcare.gov seit ihrem Start Anfang Oktober begleitet haben. Der Präsident musste mehrfach eingestehen, dass der Start des Online-Krankenversicherungsmarktes zu holprig war.
"Die Herausforderung war, eine Website zu erstellen, die es den Verbrauchern ermöglicht, Online-Krankenversicherungen zu vergleichen und zu kaufen. Wir haben die Schwierigkeiten beim Start der Website unterschätzt."
Auch Versicherer klagen über Schwierigkeiten
Zu allem Überfluss zeigen sich jetzt auch Probleme am anderen Ende des Registrierungsprozesses. Viele Versicherungsgesellschaften klagen, dass die Verbraucherdaten oft unvollständig oder fehlerhaft seien, die sie von der Website erhalten. Manchmal bekommen die Krankenversicherungen Anrufe von Kunden, deren Anmeldung überhaupt nicht gespeichert ist. Dann müssten die Daten der Verbraucher umständlich nachträglich eingeholt werden. In wieder anderen Fällen sei unklar, wie viel staatliche Zuschüsse die Versicherten bekämen. Dann können die Versicherungen den Kostenanteil für die Konsumenten nicht berechnen. John Engates ist der leitende Ingenieur der Software Firma Rackspace und mit Teilen der Obamacare-Website vertraut.
"Die Daten in ein System einzugeben, ist relativ einfach. Der schwierige Teil ist, das alles zu verarbeiten, so, dass am Ende auch alle den Krankenversicherungsschutz bekommen, den sie haben wollen. Die Regierung muss das gewährleisten können, das System muss von Anfang bis Ende funktionieren, sonst ist alles umsonst."
Die Zeit drängt. Wer am 1. Januar eine neue Krankenversicherung haben will, muss sich spätestens am 23. Dezember eingeschrieben haben.
Der politische Schaden für die Obama-Administration ist immens. Umfragen zeigen, dass der holprige Start dem Ansehen Obamas und der Demokraten in den letzten zwei Monaten mehr geschadet hat, als die Angriffe der Republikaner während der letzten drei Jahre. Das Verhältnis Obamas zu vielen Demokraten im Kongress ist gestört, weil sie seinen Aussagen vertraut hatten.
Wenn Obamacare richtig funktioniert, dann können Millionen von Amerikanern, die bislang nicht oder unzureichend versichert waren, erstmals eine umfassende Krankenversicherung in Anspruch nehmen. Doch im Moment sieht es noch so aus, als werde das Thema eine schwere Belastung für die Demokraten bei den Kongresswahlen Ende nächsten Jahres werden.
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