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Strompreis-Studie
Was noch auf die Kunden zukommt

Seit über zehn Jahren kennt die Entwicklung der Strompreise nur eine Richtung: oben. Und das, obwohl die Sonne keine Rechnung schickt und der Wind kostenlos weht. Die Nichtregierungsorganisation Germanwatch hat zusammen mit der Allianz-Tochter Allianz Climate-Solutions eine Studie vorgelegt, wie sich die Stromkosten im Zuge der Energiewende künftig entwickeln könnten.

Von Verena Kemna | 08.04.2014
    Das Arrhenius Institut hat zwei Alternativen für das Jahr 2050 miteinander verglichen. In dem einen Szenario wird bis zum Jahr 2050 80 Prozent des Strombedarfs aus erneuerbaren Energien gedeckt. In einem anderen wird in dem gleichen Zeitraum über die Hälfte des Stroms aus fossilen Brennstoffen erzeugt. Im Vergleich zeigt sich, dass eine Umstellung auf die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien keinesfalls teurer ist, als eine überwiegend konventionelle Stromerzeugung mit fossilen Brennstoffen. Schließlich würde auch das konventionelle Szenario bis 2050 zusätzliche Investitionen bedeuten, etwa für neue Kraftwerke, Brennstoff und vor allem auch CO2-Kosten. Helmut Groscurth vom Arrhenius Institut für Energie- und Klimapolitik:
    "Also die Klimaschutzziele der EU sind ja so, dass bis 2050 80 Prozent der Treibhausgasemissionen gegenüber 1990 reduziert werden müssen und das drückt sich in unserer Studie in einem CO2-Preis aus, der in der Größenordnung zwischen 50 und 100 Euro pro Tonne liegt, also wesentlich höher als heute."
    Nur bei niedrigen Preisen für fossile Brennstoffe und CO2-Emissionen wäre eine von konventionellen Kraftwerken dominierte Alternative günstiger. Würden aber Deutschland und andere Industrieländer weiter ungebremst fossile Energieträger einsetzen, sei weder mit geringen Brennstoff- noch mit geringen CO2-Preisen zu rechnen, erklärt Helmut Groscurth, Mitautor der Studie.
    "Also wir müssen weiter konzentriert die erneuerbaren Energien ausbauen und nicht Diskussionen darüber führen, diesen Ausbau zurückzudrehen und wieder verstärkt auf konventionelle Kraftwerke zu setzen, die mit fossilen Energieträgern betrieben werden."
    Forscher: Energiewende sinnvoll
    Er gibt zu bedenken, dass die Energiewende Teil einer Strategie ist, mit der die klimapolitischen Ziele erreicht werden sollen. Die Studie zeigt, dass die Erlöse, die sich an der Strombörse erzielen lassen, nicht ausreichen, um die Kosten der Stromerzeugung zu decken. Neben dem Stromverkauf seien zusätzliche Einnahmequellen notwendig. Nur dann würden sich Investitionen in die Stromerzeugung lohnen, meint Helmut Groscurth. Garantierte Vergütungssätze für erneuerbare Energien, wie im Erneuerbare-Energien-Gesetz festgelegt, seien grundsätzlich richtig.
    "Nur, dass man das in Zukunft durchaus auch ausschreiben kann und nicht durch den Staat festlegen kann, wie es jetzt in der EEG-Novelle angedacht ist, und für konventionelle Kraftwerke muss man darüber nachdenken sogenannte Kapazitätsmechanismen einzuführen, also sie dafür zu bezahlen, dass sie einfach da sind, um die Stromversorgung sicher zu stellen, wenn Wind und Sonne nicht zur Verfügung stehen."
    Germanwatch und die Allianz Climate Solutions GmbH sind Auftraggeber der Studie. Die Vertreter beider Institutionen sehen sich durch die Ergebnisse der Studie bestätigt. Eine Fortführung der Energiewende im Stromsektor sei nicht nur klimapolitisch sinnvoll, sondern auch ökonomisch vernünftig. Karsten Löffler von der Allianz Climate Solutions GmbH erklärt, dass sich die Energiewende langfristig für den Stromverbraucher rechnen kann. Aus Investorensicht seien erneuerbare Energien eine gute Anlagemöglichkeit für die Altersvorsorge.
    "Langfristige Investitionen erfordern Sicherheit, was die Erlösströme angeht, und je längerfristig die Investition, desto mehr regulatorische Sicherheit brauchen sie. Das heißt, Investoren mit langem Horizont sind ideal dafür, sich in diesem Bereich zu engagieren."