US-Musiker Austin Lucas

Agitprop-Polit-Folk jenseits von Klischees

05:20 Minuten
Porträt von Austin Lucas.
Die Songs von Austin Lucas sind politische Statements. Sein Kernthema: Social Justice. © austinlucas.com
Von Knut Benzner · 02.11.2020
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Der US-Musiker Austin Lucas war einer der ersten, der aus der Punkszene heraus in Richtung Folk und Country ging. Auf seinem Album "Alive in the Hot Zone" bleibt er dem Stil treu. Aufgenommen hat er es in Deutschland, wo er wegen Corona gestrandet ist.
"Sorry", sagt Austin Lucas, "aber das ist das erste Mal, dass ich die neue CD in der Hand habe, ziemlich gut." Aufgenommen im Tonstudio Bieber in Offenbach, er hängt in Mainz fest, darauf ein Bier.
Der Tag, an dem er eigentlich zurück in die USA wollte, war der Montag, an dem Donald Trump per Tweet anordnete, die Grenzen abzuriegeln. Reden wir über den erwähnten Mann. Und das, was mit ihm zusammenhängt:
"Bloomington, Indiana, wo ich herkomme, eine Universitätsstadt, Kunst, Musik, eine isolierte Blase in einem sehr konservativen Staat. Wir haben Probleme mit Neonazis und anderen militärischen Gruppen, Suprematisten in der Polizei. Also, ich bin Kickboxer, ich trainiere jeden Tag. Ich bin zudem Trainer jener, die zu den marginalisierten Kritikern gehören in meiner Community in den USA."

Politische Statements als Lieder

Lucas´ Lieder sind politische Statements. Ein Song aus seinem neuen Album heißt "Already Dead" – schon oder ohnehin tot.
Er beschreibt darin Freunde, die er beobachtet hat, wie sie langsam und methodisch manipuliert und von rassistischen, autoritären, antisemitischen, hypermaskulinen und gänzlich faschistoiden Ideologien indoktriniert wurden. Ungewöhnliche Themen für den Folk und auch für Country.
"Ich will menschliche Emotionen befördern. Ich will klar im Kopf bleiben, was abträgliche Stereotype betrifft. Ich schreibe Songs, die sich nicht in Klischees verlieren, wie der meiste Mist, den die Leute hören. Wenn mir das gelingt, dann bin ich erfolgreich."

Kernthema: Social Justice

Austin Lucas macht Folk-Punk. "Was war Folk-Punk gleich? Na ja, wie der Begriff schon sagt: Junge Menschen damals in den 80ern, die Punk als Jugendliche miterlebt hatten und den diversen Traditionen des Folk nicht abgeneigt waren: die Pogues in Großbritannien, die Violent Femmes in den USA. Beide Bands in diesem Jahrzehnt durchaus gelungen."
41 ist Austin Lucas inzwischen. Lucas´ Kernthema: Social Justice. Er war einer der ersten, der vor Jahren aus der Punkszene heraus in eine eher folkige, countryeske Richtung ging. Er bleibt seinem Agitprop-Polit-Folk treu, vielleicht ist es Country-Punk, und niemand hat es bisher bemerkt.
Die Hauptstadt der Country-Musik, Nashville, Tennessee, hat 2016 mit mehr als 60 Prozent blau gewählt, die Demokraten. Das heißt, Country – die Industrie – ist immerhin liberal.

Heimweh nach der Familie

Lucas, der all diese Probleme sieht, geschieden ist, in Nashville eine Drogen- und Alkoholkarriere hinter sich hat, hat trotzdem Heimweh:
"Ständig. Ich vermisse meine Mutter. Ich vermisse meinen Vater, meine Schwester und ihre drei Kinder. Ich vermisse diese Arbeit, die ich gemacht habe, dieses Training. Ich vermisse die Aktivisten dort. Ich vermisse mein Haus, meine Katze. Ich lebe in Deutschland bis zum Ende der Pandemie. Und wenn Donald Trump wiedergewählt werden sollte, werde ich nicht in die USA zurückkehren, abgesehen davon, dass ich mein Haus verkaufe und mein Leben zusammenpacke."
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