US-Künstler Pope.L

Ein Flüstern legt sich über Kassel

Lautsprecher am Mast
Pope.L lässt per Lautsprecher und per Radio flüstern - überall in Kassel © Imago / Chromorange
Pope.L im Gespräch mit Gesa Ufer  · 09.06.2017
Der Künstler Pope.L füllt die Luft in Kassel mit einer Flüster-Installation - genauso wie er es zuvor in Athen tat. Damit versucht er auch, das Verhältnis der beiden Städte zu ergründen.
Seine Kunst solle einen "hinterrücks anfallen" an Orten, an denen man es nicht erwartet. Auf der Straße oder im Bahnhof... Die Klanginstallationen des US-Künstlers Pope.L legten sich zuerst über Athen, nun sind sie in Kassel zu hören. Die Idee entspringt aus Pope.Ls eigener Konfusion - die ihn dann dazu brachte, in Europa "herumzugeistern", auf der Suche nach einem "seltsamen Spirit im Verborgenen", den er aufdecken wollte.

Die Spannung in Europa erforschen

In Kassel sind nun verschiedene Dinge zu hören: "Live" flüsternde Menschen, die durch die Stadt laufen, aber auch voraufgezeichnete Audioschnipsel - eigene von Pope.L, aber auch Textfragmente zum Beispiel der Gebrüder Grimm. "Mich interessiert die Frage, was in Europa eigentlich genau schief läuft", sagt er. Wie sieht das Verhältnis von Griechenland - dem zu rettenden Land - und Deutschland - dem vermeintlich rettenden Land - denn eigentlich genau aus? Wie genau gestaltet sich diese Spannung?
Funktioniert seine Installation in Athen anders als in Kassel? In Kassel ist es nicht erlaubt, mit Lautsprecherwagen durch die Stadt zu fahren. Deshalb überträgt ein kleiner Radiosender das Flüstern - stundenlang.

Ein Gefühl des Unbehangens erzeugen

Während seiner Vorbereitung hat Pope.L auch einiges über Kassel herausgefunden. Er war überrascht, als er erfuhr, welch unrühmliche Rolle die Stadt in der Nazizeit spielte, hier begannen die Progrome schon vor der Reichskristallnacht - dabei wirkt sie heute so niedlich und hübsch. Auch wenn das für ihn keinen Sinn ergibt, so ist es doch eine historische Tatsache.
Welche Wirkung seines Projektes er sich erhofft? Vielleicht ist es ein Gefühl des Unbehagens, sagt er, das man aushalten muss, denn "eines der schwierigsten Dinge ist, das Unbekannte zu lieben".
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